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Kehrtwende Google zahlt Verlagen eine Milliarde für journalistische Inhalte

  • Google will einigen Verlagen in Zukunft Geld bezahlen für journalistische Inhalte.
  • Bisher lehnte der Konzern solche Forderungen ab.
  • In den nächsten drei Jahren sollen so mehr als eine Milliarde Dollar in die Medienhäuser fliessen.

Der US-Technologieriese startet ab sofort das Projekt «Google News Showcase» in Deutschland und Brasilien. Das Projekt solle künftig in andere Länder wie Argentinien, Australien, Grossbritannien, Kanada, Belgien, die Niederlande und Indien ausgeweitet werden, teilte Google-Zentraleuropachef Philipp Justus in einem Blogeintrag mit.

Vorerst wird «Google News Showcase» in der bestehenden Google News App für Android integriert. Danach folgt die App für das iPhone. Schliesslich sollen die Inhalte auch auf dem Smartphone in Google Discover sowie in der Google-Suche erscheinen. Anwender müssen sich dafür keine neue App installieren. Sie bekommen künftig über das Angebot auch kostenlos Zugriff auf einige Artikel, die die Verlage hinter eine Bezahlschranke gestellt haben. Weltweit beteiligen sich rund 200 Publikationen am neuen Dienst.

Google ist es nun ernst mit der Unterstützung des Qualitätsjournalismus.
Autor: Stefan Ottlitz Geschäftsführer des «Spiegel-Verlags»

Beteiligt sind auch 20 deutsche Medien, wie die Magazine «Spiegel» und «Stern» und die Zeitungen «WAZ», «Zeit» und «Tagesspiegel». Zu allfälligen Plänen in der Schweiz liegen zurzeit keine Informationen vor.

Kehrtwende

Googles Schritt gilt für viele in der Branche als Kehrtwende. Denn der grösste Suchmaschinenbetreiber liegt seit Längerem im Clinch mit einigen Verlagen. Medienhäuser wie der «Bild»-Herausgeber Axel Springer hatten sich in den vergangenen Jahren vor Gericht um einen finanziellen Gegenwert für die Veröffentlichung von Pressetexten im Internet durch Google gestritten.

Google-Logo mit Schweiz-Bezug an einer Häuserwand.
Legende: Über ein Engagement von Google in der Schweiz ist noch nichts bekannt. Keystone / Archiv

Google hat Zahlungen bisher abgelehnt und argumentiert, dass die Verlage letztlich dank Google durch höhere Nutzerzahlen auf ihren Seiten mehr Werbeerlöse erzielen. Diese Verlage hatten zudem vor Gericht einen Rückschlag erlitten, weil das deutsche Leistungsschutzrecht gekippt wurde. Allerdings muss das neue europäische Urheber- und Leistungsschutzrecht in Deutschland bis Mitte 2021 in nationales Recht umgesetzt werden.

Journalismus unterstützen

«Mit ‹News Showcase› und der neuen Einbindung redaktioneller Inhalte wie vom ‹Spiegel› zeigt Google, dass es ihnen ernst ist mit der Unterstützung von Qualitätsjournalismus in Deutschland», sagte Stefan Ottlitz, Geschäftsführer des «Spiegel-Verlags». «Wir freuen uns, vom Start weg dabei zu sein.»

Digital-Geschäftsführerin Carina Laudage von Gruner+Jahr Medien («Stern») verspricht sich vom Projekt, «die Reichweite unserer digitalen Angebote weiter zu steigern und auch unsere Bezahlangebote bekannter zu machen».

«Leser erhalten tiefere Einblicke»

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Google erwirbt bei dem Deal zum einen das Recht, bestimmte Inhalte anzuzeigen, die auf den Verlagsseiten frei zugänglich sind. Google kauft aber auch Artikel aus kostenpflichtigen Angeboten einzelner Verlage, um sie kostenlos anzubieten. «Leser erhalten so tiefere Einblicke und Hintergründe zu den jeweiligen Themen», betonte Justus. Die Verlage wiederum bekämen über News Showcase die Möglichkeit, eine engere Bindung zu ihrem Publikum aufzubauen.

«Kein Urheberrecht des 21. Jahrhunderts»

Der deutsche Zeitungs- und Digitalpublisher-Verband (BDZV) teilte mit, Google erkenne mit dem neuen Angebot grundsätzlich an, dass es für Presseinhalte zahlen müsse.

«Es ist daher umso weniger nachvollziehbar, dass der Konzern sich gegen klare gesetzliche Regelungen zum Schutz von Presseinhalten wendet. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Google offenbar lieber ein eigenes Angebot lanciert, bei dem es die Teilnahmebedingungen diktieren kann, anstatt Recht und Gesetz in der EU anzuerkennen.»

Die Geldausschüttung an die Verlagshäuser erfolge bei Google nach Gutsherrenart. Das habe «nichts mit unseren Vorstellungen von einem modernen Urheberrecht im 21. Jahrhundert zu tun».

SRF 4 News, 01.10.20, 16:00 Uhr ; 

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