Unter den Rohstoffen gibt es sowas wie einen neuen Star: Kobalt. An den Rohstoff-Börsen hat sich der Preis in den letzten zwölf Monaten verdoppelt. In unserer Übersicht erfahren Sie, warum sich ein veritabler Hype um den seltenen Rohstoff eingestellt hat – und welche verheerenden Auswirkungen die steigende Nachfrage für Menschen in Entwicklungsländern hat.
Breites Anwendungsgebiet: Das Übergangsmetall wird für Batterien, Handys, E-Bikes oder Laptops verwendet. Es hilft, Energie auf engstem Raum zu speichern. Vor allem die Chinesen sind hungrig nach Kobalt. Sie setzen ihn vor allem bei Elektroautos ein. In jedem Elektroauto stecken schätzungsweise 11 Kilogramm Kobalt – im Rohwert von 600 Franken.
Spekulationsobjekt der Börsianer: Schon heute ist die Nachfrage gross, obwohl nur gerade jeder hundertste Neuwagen ohne Benzin oder Diesel fährt. Sollten sich die Elektroautos aber einst gegen die konventionellen Autos durchsetzen, würde die Nachfrage weiter steigen. Und genau darauf spekulieren Anleger an den Börsen: Der Kobalt-Preis ist explodiert.
Ein rarer Rohstoff: Es ist aber nicht nur die ungebrochene Nachfrage, die den Preis in die Höhe treibt. Der Rohstoff ist auch so teuer, weil es ihn nur in beschränkten Mengen gibt. Im Süden Kongos liegen 60 Prozent der heute bekannten Vorräte. Daneben wird in China, Kanada und Russland Kobalt gewonnen. Sie alle zusammen können die Nachfrage gerade noch erfüllen. Doch wie lange noch?
Ein dreckiges Geschäft: China steht bereits in den Startlöchern, um den Rohstoff auch in der Tiefsee abzubauen. Umweltorganisationen warnen vor irreparablen Schäden. Eine internationale Regulierung gibt es freilich nicht. Nicht weniger umstritten ist die Gewinnung an Land, wobei vor allem Kongo in der Kritik steht.
Kongo am Pranger: Die UNO und Menschenrechtsorganisationen machten jüngst auf unhaltbare Zustände in den Minen aufmerksam. Tausende Kinder würden dort arbeiten, oft von blosser Hand, ohne Schutz und für einen Hungerlohn von weniger als zwei Franken pro Tag. Die Folge: Armut, Lungenkrankheiten, Verkrüppelungen. Von der Kobalt-Gewinnung in Kongo profitiere einzig Staatspräsident Joseph Kabila, sagen Kritiker.
Verwicklungen der Multis: Nicht nur die Schweizer Rohstoffhändlerin Glencore, die erst gerade zwei Kobalt-Minen im Kongo gekauft hat, steht unter Beobachtung. Auch die Autobauer, die mit ihren Elektroautos Nachhaltigkeit anpreisen. Tesla etwa hat mehrmals betont, nur Kobalt aus Nordamerika zu beziehen. Das mag bei den aktuell noch bescheidenen Verkaufszahlen stimmen. Doch was, wenn Tesla einst mehr verkauft?