Zum Inhalt springen

Klaus Schwab WEF-Gründer reicht nach Vorwürfen Anzeige ein – das ist passiert

Das ist passiert: Am Ostermontag kündigte Klaus Schwab überraschend per sofort seinen Rücktritt als Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF) an, das normalerweise in Davos GR stattfindet – ohne weitere Begründung. In der Nacht auf heute Mittwoch berichtete das «Wall Street Journal», dass das WEF eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet habe. Grund dafür ist demnach ein anonymer Whistleblower-Brief an den WEF-Vorstand, wonach sich Schwab und seine Frau auf Kosten des Forums bereichert haben sollen.

Person bei einem Forum mit blauem Hintergrund und Logo 'World Economic Forum'.
Legende: Klaus Schwab hatte das Weltwirtschaftsforum WEF 1971 ins Leben gerufen – mit Geld seiner Eltern, Ersparnissen aus seiner Managertätigkeit und einem Kredit. Es ist sein Lebenswerk. REUTERS / Pierre Albouy

Vorwurf des Machtmissbrauchs: Der anonyme Brief, welcher vergangene Woche beim Stiftungsrat des Forums eingegangen war, stammt offenbar von aktuellen und ehemaligen Angestellten des WEF, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg sagt. Im Brief heisst es laut «Wall Street Journal», dass es während Jahren zu systematischen Governance-Verfehlungen und Machtmissbrauch gekommen sei. Schwab wird fragwürdiges Führungsverhalten insbesondere im Umgang mit weiblichen Angestellten vorgeworfen. Für das Ehepaar Schwab gilt die Unschuldsvermutung.

Vorwurf der Bereicherung: Der WEF-Gründer und seine Ehefrau Hilde sollen private Luxusreisen über das WEF abgerechnet haben und eine vom WEF erstandene Immobilie am Genfersee teils exklusiv privat genutzt haben, wie das «Wall Street Journal» berichtet. Die Villa soll etwa 30 Millionen Dollar gekostet haben und rund 20 Millionen Dollar für Renovierungen verschlungen haben. Klaus Schwab soll auch Massagen in Hotelzimmern auf Kosten des WEF gebucht haben.

Ähnliche Berichte in der Vergangenheit

Box aufklappen Box zuklappen

Bereits im vergangenen Sommer überschatteten Berichte von ehemaligen Angestellten das WEF und damit auch das Erbe von Gründer Klaus Schwab. Die Rede war von Sexismus und Rassismus innerhalb der Organisation. Auch da gab es Untersuchungen, die zum Teil aussergerichtlich beigelegt wurden.

So reagiert Klaus Schwab: Der WEF-Gründer hat heute Mittwoch eine Strafanzeige gegen unbekannt eingereicht, wie er gegenüber SRF bestätigt. Die Familie Schwab halte fest, dass sie sich von den Anschuldigungen distanziere. Und sie bedauere, dass der WEF-Gründer selbst vom Stiftungsrat nicht angehört worden sei.

Unabsehbarer Schaden: Zwischen dem WEF-Stiftungsrat und Klaus Schwab scheint das Tuch zerschnitten zu sein. Wie gross der Schaden ist und ob es überhaupt einen gibt, sei derzeit noch nicht bekannt, sagt Zaugg. Immerhin habe sich der Stiftungsrat am Ostersonntag, einen Tag vor Schwabs abruptem Rücktritt, zu einer Krisensitzung getroffen. Offenbar wollte sich Schwab an dieser Sitzung verteidigen, ist aber auf taube Ohren gestossen. Ein Sprecher sagte gemäss Medienberichten, Schwab habe nie die Möglichkeit gehabt, dem Stiftungsrat oder dem Prüfungsausschuss seine Sicht darzulegen.

Das muss die Klaus-Schwab-Nachfolge mitbringen

Box aufklappen Box zuklappen

Richard Samans war sieben Jahre lang Geschäftsführer beim WEF. Seiner Ansicht nach braucht die Nachfolge diplomatische Skills. «Das WEF ist eine Organisation, die vor allem den Dialog pflegt.» Zudem brauche die Person ein soziales Gewissen, sagt der Experte für internationale Wirtschaftspolitik.

Ausserdem muss der Nachfolger oder die Nachfolgerin «charakterlich genug stark sein, um Leuten wie Trump, Putin und Xi Widerstand zu leisten», sagt Mark Pieth, Experte für Governance und Mitbegründer einer Antikorruptionsinitiative des WEF. Eine besondere Schwierigkeit stelle sich jedoch: «Eine Person von diesem Kaliber muss sehr stark vernetzt sein. Und Vernetzung bringt immer Interessenkonflikte», sagt der emeritierte Professor für Strafrecht an der Uni Basel. Das Wichtigste dabei sei, nicht in die eigene Tasche zu wirtschaften, so Pieth.

WEF war Klaus Schwab: «Das WEF war jahrzehntelang Klaus Schwab», sagt Wirtschaftsredaktor Andreas Kohli. Er habe die Regeln gesetzt, stets überzeugt, dass sie der Organisation dienten. Jetzt dürfe er nicht einmal mehr das WEF-Gebäude betreten, so Kohli. «Schwabs Selbstverständnis als Übervater passt nicht mehr überein mit den Führungsvorstellungen des Stiftungsrates, der besetzt ist mit Topshots aus Wirtschaft und Politik. Unabhängig vom Ausgang des Machtkampfs ist der Schaden angerichtet. Nicht unbedingt für das WEF selbst, aber für den Mann, der jahrzehntelang damit verbunden war.»

Zukunft des WEF: Im Stiftungsrat sitzen namhafte Persönlichkeiten wie der Ex-US-Vize Al Gore und EZB-Chefin Christine Lagarde. Dass der Stiftungsrat eine externe unabhängige Untersuchung einleite, deute auf den Ernst der Sache hin, so Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg. Das Forum dürfte Schwabs Abgang hingegen gut verkraften, denn dieser sei zwar noch Vorsitzender des Stiftungsrats, aber ohne exekutive Aufgaben gewesen. Zudem befinde sich das WEF schon länger im Umbau und modernisiere sich.

SRF 4 News aktuell, 23.4.2025, 8:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel