Klimaschutz gehört zum guten Ton. Spätestens seit die Fridays-for-Future-Bewegung lautstark auf die Strasse geht, haben Klimamuffel einen schweren Stand. Davon profitiert Myclimate. Die gemeinnützige Schweizer Stiftung ermöglich seit 17 Jahren Unternehmen und Privatpersonen, ihr klimaschädliches CO2 zu kompensieren.
Rund 80 Mitarbeiter arbeiten für die Stiftung, die meisten in Zürich, 20 in Berlin. Hinzu kommen zwei Mitarbeiter in Kenia und Südamerika.
Klimaschutz als PR-Feigenblatt?
Ihr gemeinsames Ziel: das klimaschädliche CO2 bestenfalls zu vermeiden, weitestgehend zu reduzieren und, wo es gar nicht anders geht, wenigstens zu kompensieren. Vor 17 Jahren begann die gemeinnützige Schweizer Stiftung mit ihrer Arbeit.
Jetzt startet Myclimate richtig durch: 17 Millionen Franken wurden 2018 gespendet, 60 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das meiste Geld kommt von Unternehmen. Pro Tag fragen vier bis fünf Firmen an. Früher waren es so viele in einer ganzen Woche.
Klimaschutz als PR-Feigenblatt? Stephen Neff, Geschäftsführer von Myclimate, verneint: «Wir erwarten von den Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, ein langfristiges Engagement. Normalerweise haben wir Verträge zwischen zwei und fünf Jahren, die wir mit grösseren Firmen abschliessen.»
Weltweite Klimaschutz-Projekte
Auch immer mehr Privatkunden kompensieren ihren CO2-Ausstoss. Die Spenden fliessen in Projekte auf der ganzen Welt, mit denen in gleichem Umfang CO2 eingespart wird, wie Einzelpersonen oder Unternehmen hierzulande produzieren.
Myclimate organisiert und überwacht diese Projekte. Dazu gehören beispielsweise der Aufbau mehrerer Fabriken in Indien, in denen Holzpellets hergestellt werden. Dank dieses Projekts soll die lokale Bevölkerung – statt mit Petroleum, wie in Indien verbreitet – mit Holzpellets kochen. Das ist klimaneutral.
Edelweiss: CO2 kompensieren bei der Flugbuchung
Zu den Myclimate-Kunden zählen auch Fluggesellschaften: Nach jahrelangem Hin und Her ist es der Stiftung gelungen, Swiss und Edelweiss sowie die gemeinsame Muttergesellschaft Lufthansa an Bord zu holen. Sie wollen den Kompensations-Mechanismus direkt in ihren Buchungsprozess integrieren. Am weitesten ist Edelweiss. Am 24. Juni will Edelweiss den neuen Auftritt aufschalten.
Aus Angst vor Flugscham schnell noch das Klimaschutz-Mäntelchen schmückend übergeworfen? «Nein», sagt Edelweiss-Sprecher Andreas Meier, «wir schmücken uns nicht. Das ist einfach vor ein paar Jahren bei unseren Kunden noch nicht so ein Thema gewesen.» Zudem lasse Edelweiss nicht nur Kunden spenden. Auch die eigenen Geschäftsreisen kompensiere die Airline automatisch.