Die Schweiz ist ein Land der Mieterinnen und Mieter. 60 Prozent der Bevölkerung wohnt zur Miete. Seit der Jahrtausendwende haben die Mietpreise durchschnittlich um 32 Prozent zugenommen und der Trend hält an.
2024 würden die Marktmieten um durchschnittlich 2.5 Prozent ansteigen, sagt UBS-Immobilienspezialist Claudio Saputelli. Dies nach einer Erhöhung von 4.7 Prozent im vergangenen Jahr.
Einer der Gründe ist die grosse Nachfrage nach Wohnraum bei knappem Angebot, vor allem in den Städten. Kontroverse Themen rund ums Mieten diskutieren Vertreter von Mieterinnen- und Vermieterverbänden im «Eco Talk».
Wird nur saniert, um Mietzinse hochzutreiben?
Vermieter und Vermieterinnen können den Mietzins nicht nur bei steigenden Kosten, sondern auch nach Sanierungen erhöhen. Sanieren sie deshalb unnötigerweise?
Das habe insofern einen Zusammenhang, als Mietzinsen vor allem nach Leerkündigungen erhöht würden, sagt Linda Rosenkranz, Generalsekretärin des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands. Oft kündigten deshalb Vermieter Hausweise und suchten neue Mieterinnen und Mieter: «Sie gehen dann mit dem Mietzins so stark rauf, wie die Leute bereit sind, zu bezahlen – ohne sich ans Mietrecht zu halten.» Der Mieterinnen- und Mieterverband kritisiert das stark. Das Mietrecht müsse gewährleistet sein.
«Kein Vermieter saniert nach Lust und Laune, nur um die Mieten zu erhöhen», hält Markus Meier, Direktor des Hauseigentümerverbands Schweiz, entgegen. Der Grund für Mietzinsaufschläge nach Sanierungen seien vor allem teurere Baumaterialien und höhere Kosten bei energetischen Sanierungen, zudem stiegen die Platzansprüche.
Umstrittene Mietzins-Begrenzungen gegen Renditesanierungen
Ein Ärgernis sind für Mieterinnen und Mieter teure Sanierungen, die ihrer Ansicht nach nicht nötig gewesen wären. Im Kanton Zürich will die Wohnschutz-Initiative erreichen, dass Mietzinsen nach Sanierungen nur noch limitiert erhöht werden können.
Erfahrungen damit hat der Kanton Basel-Stadt, der vor zwei Jahren ein Wohnschutzgesetz eingeführt hat. Kürzlich liess die Baloise, eine der grössten Immobilienanbieterinnen der Schweiz, verlauten, man verzichte in Basel auf Sanierungen, weil sie nicht rentierten.
«Für mich gibt es eigentlich nur Verlierer», sagt Daniel Petitjean, Geschäftsleiter der Basler Immobiliengesellschaft Warteck Invest: «Die Mieter wohnen in immer älteren Wohnungen. Diejenigen, die eine Wohnung suchen, finden keine, weil das Angebot knapper wird. Das Gewerbe hat keine Aufträge mehr, und die Umwelt leidet, weil die nötigen energetischen Sanierungsmassnahmen nicht gemacht werden».
Es ist der Tod des Liegenschaftsmarkts in Basel.
«Es ist der Tod des Liegenschaftsmarkts in Basel», meint Markus Meier. Zudem könne wegen des Wohnschutzgesetzes das Ziel der Regierung, bis im Jahr 2037 klimaneutral zu sein, nicht erreicht werden.
Anders sieht das Linda Rosenkranz: «Die Stimmbevölkerung entschied sich wegen Renditesanierungen für das neue Gesetz.» Zuvor habe man ungleich mehr bezahlt. «Dass man nun einen Riegel schiebt, war höchste Zeit, weil die Mietzinsen grundsätzlich explodieren.»
Für sie ist klar: «Ich gehe schwer davon aus, dass auch Zürich oder Winterthur einen Wohnschutz einführen werden – weil sie es brauchen.»
Zürich und Winterthur werden auch einen Wohnschutz einführen – weil sie es brauchen.
Wohnschutz nach Sanierungen: Bürokratie oder Garant für bezahlbaren Wohnraum? Ob es die Lösung gegen überhöhte Mietzinserhöhungen ist, wird sich weisen müssen.