Das Finanzierungsmodell «buy now, pay later» ist im angelsächsischen Raum bereits stark verbreitet. Verschieden Unternehmen versuchen nun das Modell auch in der Schweiz zu etablieren. Es soll Kunden eine weitere Zahlungsmöglichkeit bieten. Der Verbraucherschutz warnt vor den verlockenden Krediten.
SRF News: Was genau ist das Modell «buy now, pay later»?
Stephan Lohnert: Es ist eigentlich nichts anderes als eine Ratenzahlung, neuerdings eingebettet in ein Online-Geschäft. Sie bezahlen die Waren online, müssen den Betrag aber nicht auf einmal bezahlen, sondern können ihn in Raten abzahlen.
Wie verbreitet ist «buy now, pay later» in der Schweiz?
«Buy now, pay later» ist in der Schweiz erst am Wachsen. Grundsätzlich ist das ein Thema, das aus dem angelsächsischen Raum kommt. Dort ist es sehr verbreitet. In der Schweiz fasst es erst langsam Fuss.
Wie gross ist der Markt in der Schweiz?
Es gibt keine offiziellen Zahlen, aber wir schätzen den Markt auf ungefähr 1 bis 5 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr.
Was ist denn der Unterschied zum gewöhnlichen Kreditkartengeschäft?
Beim Kreditkartengeschäft haben sie in der Regel feste Raten und der Anbieter ist ein anderer. Bei «buy now, pay later» ist der Händler in der Verantwortung, das heisst, der Händler hat die Kontrolle. Was bietet er für ein Produkt? Welche Raten bietet er an? Welche Laufzeiten? Welche Zinssätze?
Wo sind die konkreten Vorteile für den Kunden im Vergleich zum Kreditkartengeschäft?
Es ist sicherlich sehr komfortabel. Wenn ich etwas kaufe, habe ich die Ratenzahlung gleich automatisiert mit drin. Oftmals geht das dann vollständig automatisch bis zum Ende. Bei einer Kreditkarte muss ich das manuell machen und habe unter Umständen einen höheren Zinssatz. Auf der anderen Seite habe ich bei der Kreditkarte natürlich auch die höhere Flexibilität, dass ich auch früher zurückzahlen kann, wenn ich das Geld wider Erwarten schon zur Verfügung habe.
Automatisiert und komfortabel. Das tönt schön und gut. Besteht da nicht die Gefahr, dass man schnell in eine Schuldenfalle rutscht?
Prinzipiell ja, diese Gefahr besteht. Aus meiner Wahrnehmung sind die Schweizer Konsumenten sehr aufgeklärt und sehr verantwortungsbewusst und gehen auch sehr verantwortungsvoll mit Schulden um. Dies im Gegensatz zu anderen Märkten wie Grossbritannien oder Amerika, wo sehr viel auf Pump finanziert wird. Zudem gibt es das Konsumkreditgesetz als Schutz.
Die Deutsche Zeitung «Die Zeit» titelte: «Jung und verschuldet». Junge Menschen sind besonders anfällig für Kreditfallen. Was macht man konkret, um Jugendliche zu schützen?
Ich glaube, Aufklärung ist ganz wichtig. Ich glaube aber auch, dass in der Schweiz die Lage etwas anders ist. In der Schweiz ist es oftmals so, dass hier noch ein sehr konservatives Bild in Bezug auf Kredite vorherrscht. Kredite zu nehmen ist weniger cool als in anderen Märkten. Die Kredit-Ausfallraten in der Schweiz sind signifikant tiefer als in England oder den USA, aber auch tiefer als in Deutschland, weil die Leute viel verantwortungsvoller mit Krediten umgehen.
Das Gespräch führte Patrick Vigini.