Nichts deutete darauf hin, dass die Aktienmärkte im Januar nicht so weiter machen, wie sie im Dezember aufhörten – mit steigenden Kursen. Die Konjunktur scheint sich aufzuhellen, der Handelsstreit zwischen den USA und China hatte sich zuletzt entschärft, die tiefen Zinsen machen Aktien nach wie vor attraktiv. Doch die Eskalation im USA-Iran-Konflikt am dritten Tag des neuen Jahres verpasste der Euphorie einen Dämpfer.
Bis jetzt sind die Verluste noch bescheiden. Die deutschen Aktien verloren seit Anfang Jahr 1.8 Prozent, in Japan beträgt das Minus 1.9 Prozent, in der Schweiz 0.2 Prozent. Die amerikanischen Wertpapiere legten gar leicht zu. Doch die Kriegsrhetorik aus den USA und dem Iran bedeuten für die Anlegerinnen und Anleger eine neue alte Unsicherheit.
Aktien von Rüstungsfirmen gefragt
Wo es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner. Aktien von Unternehmen, die Kriegsmaterial herstellen, profitieren von der Eskalation im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Die Papiere von Lockheed legten seit Anfang Jahr über sechs Prozent zu, bei United Technologies, Raytheon und General Dynamics sind es zwei bis vier Prozent. Für diese Firmen bedeutet Krieg Bares. Einige Spekulanten brachten sich offensichtlich schon mal in Stellung.
Kursbewegung bei Gold und Rohöl
Aus Furcht vor Lieferausfällen beim Rohöl aus dem Nahen Osten hat sich dessen Wert verteuert. Ein Fass der Sorte Brent kostet derzeit knapp 70 Dollar, rund vier Prozent mehr als noch Ende Dezember. Auch die Aktien von Öl-Firmen wie Exxon Mobil und Chevron stiegen leicht.
Ebenfalls zugelegt hat der Goldpreis. Die «Anti-Krisen-Währung» kostet derzeit 1580 Dollar je Feinunze. Das ist ein Anstieg von drei Prozent seit Jahresbeginn. Gold steht bei den Anlegern schon seit einigen Monaten hoch im Kurs. Der Goldpreis befindet sich derzeit auf dem höchsten Stand seit 2013.
Realwirtschaft längst betroffen
Die neusten Entwicklungen bedeuten vor allem für den Iran eine noch grössere wirtschaftliche Isolation vom Westen. Die USA schauen genau, welche Unternehmen weltweit mit dem Iran Geschäfte machen und sanktionieren diese auch. Auf dem Radar haben sie insbesondere auch die Banken, welche Finanztransaktionen mit dem Iran abwickeln. Nicht erst seit dem 3. Januar, sondern spätestens seit Mai 2018. Damals hatte die Trump-Regierung das Atom-Abkommen mit dem Iran aufgekündigt und diverse Sanktionen wieder in Kraft gesetzt.
Der Iran mit seinen 80 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner galt zuvor auch für Schweizer Firmen als lukrativer Markt. Doch wegen des von den USA erschwerten Zugangs sind die Exporte eingebrochen. Jüngst mussten sich auch Firmen wie Stadler Rail vom Iran verabschieden. Bis jetzt kaum betroffen sind die Schweizer Pharma- und Lebensmittel-Multis. Sie stehen nicht im Fokus der US-Sanktionen. Für die Schweizer Industrie ist die Situation dagegen noch unsicherer geworden.