Der neue Swiss-Konzernchef ging früher oft in die Luft – als er 2006 als Pilot in die Lufthansa eintrat. Später machte er dort als Manager Karriere. Bei der Swiss kann der 44-jährige Deutsche gute Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr präsentieren.
Doch es gibt auch Themen, bei denen heute Swiss-Passagiere in die Luft gehen. Jens Fehlinger nimmt Stellung dazu.
Kritik an «armseligem Essen»
Am deutlichsten brachte Jean-Christophe Babin, Chef der Luxusmarke Bulgari, seine Kritik letzten Herbst auf den Punkt. Die Swiss sei eine der teuersten Fluggesellschaften der Welt, wenn nicht die teuerste, doch der Service nur durchschnittlich, die Flugzeuge veraltet und das Essen armselig.
Jens Fehlinger sagt dazu, die Swiss erhalte auch viele positive Rückmeldungen, doch das Essen werde tatsächlich als «verbesserungsfähig» erkannt, deshalb investiere die Airline darin.
So setze man vermehrt auf Schweizer Produkte und Qualität. Neu gäbe es einen Apéroservice auch für die Economy- und Premium-Economy-Klasse – zunächst auf Langstreckenflügen, ab 2026 auch auf der Kurzstrecke.
In Teilen sind wir Premium.
«In Teilen sind wir Premium», sagt Fehlinger und lässt durchblicken, dass er noch nicht ganz zufrieden ist mit den Leistungen der Swiss. «Wir wissen, dass wir in Teilen Aufholeffekte haben», wie es der Swiss-Chef im Manager-Slang ausdrückt.
Neue Sitze gegen Platznot
Auch die engen Platzverhältnisse in der Economy-Klasse werden oft kritisiert. «Das ist nicht mehr das, was wir erwarten», zitiert Jens Fehlinger Feedbacks von Kundinnen und Kunden an den Sitzplätzen der Swiss.
Und er verspricht Besserung: In den nächsten Jahren tausche die Swiss insgesamt 5000 Sitze aus. Jedoch: «Es dauert in der Regel Jahre, um so viele Sitze zu ersetzen – also bis Ende des Jahrzehnts», so Fehlinger.
Zudem nimmt die Swiss mehrere neue Flugzeuge in Betrieb, so den Airbus A350. Der erste A350 geht gemäss Aerotelegraph voraussichtlich diesen Herbst in Betrieb. Kleine Randnotiz: Die Fluggesellschaft Edelweiss – wie die Swiss eine Tochtergesellschaft der Lufthansa – startet bereits am 1. April Flüge mit einer A350.
Insgesamt investiere die Swiss jedes Jahr eine Milliarde Franken für neue Flugzeuge und Sitze.
Kampf gegen Verspätungen
«Wir wollen höhere Pünktlichkeitswerte», sagt der neue Swiss-Chef. Im Moment ist jeder dritte Swiss-Flug verspätet. Für weit mehr als die Hälfte aller Verspätungen seien verstopfte Lufträume oder Flughäfen verantwortlich. Doch Fehlinger strebt eine Pünktlichkeitsrate von 70 Prozent an.
Ein Drittel aller Verspätungen passierten wegen «interner Faktoren», sagte kürzlich Oliver Buchhofer, Betriebschef der Swiss.
Er nennt Probleme der Bodenabfertigung, die in den vergangenen Jahren zur Unzuverlässigkeit im Luftverkehr beigetragen hätten. Doch dort habe sich die Situation 2024 deutlich verbessert.
Kampf gegen verlorenes Gepäck
Die Zahl der Gepäckstücke, die nicht rechtzeitig am Ziel ankommen, liegt bei der Swiss im tiefen einstelligen Prozentbereich. In absoluten Zahlen tönt es nach mehr: 400'000 von total 18 Millionen aufgegebenen Koffern und Taschen.
Die Swiss machte Ende 2024 den Flughafen Zürich mitverantwortlich. Eine neue Sortieranlage machte Probleme.
Fehlinger übt auch heute noch Kritik am Flughafen. Inzwischen habe sich die Zahl der verlorenen Gepäckstücke zwar halbiert. Doch das sei «ein schwacher Trost, den wir nicht selber in der Hand haben».