In der Stadt Zürich läuft derzeit die Ausschreibung darüber, wer auf öffentlichem Grund die Werbeflächen bewirtschaften darf. Es geht um gut 1300 herkömmliche Plakatwände und 30 digitale Werbeanlagen.
Bildschirme verbrauchen viel Strom
Die Stadt Zürich bekennt sich zum Klimaziel einer 2000-Watt-Gesellschaft. Da passen digitale Werbebildschirme mit ihrem hohen Energieverbrauch schlecht dazu. Dies findet jedenfalls die IG «Plakat – Raum – Gesellschaft».
In einem offenen Brief an die Zürcher Stadtregierung kritisiert sie deshalb diese digitalen Werbeflächen. «Diese Screens verbrauchen sehr viel Energie. Es sind aktive Lichtquellen im Gegensatz zu einem herkömmlichen Plakat», unterstreicht IG-Vertreter Christian Hänggi.
Hänggi hat ausgerechnet, dass die Herstellung und der Betrieb der digitalen Bildschirme halb so viel Energie verbrauchen, wie in der Stadt Zürich an Solarstrom erzeugt wird.
Aussen-Werbegesellschaft relativiert
Die Aussen-Werbegesellschaft Clear Channel, die die Werbeflächen in der Stadt Zürich betreibt, widerspricht: Man investiere in die Nachhaltigkeit, etwa indem man Ökostrom einsetze und die Lichtstärke nachts reduziere.
Zudem hätten die digitalen Werbeflächen nun einen ganz kleinen Anteil an der gesamten Werbefläche, erklärt CEO Christoph Marty: «Das wird in der Schweiz nach allen Prognosen wahrscheinlich noch sehr lange so bleiben. Eine Situation analog zu London oder New York mit grossen Sreens wird es sicher nicht geben.»
Eine Situation analog zu London oder New York mit grossen Sreens wird es sicher nicht geben.
Eine Investition in solche Bildschirme lohne sich zudem nur an besonders gut frequentierten Standorten, unterstreicht Marty. Gerade dort aber seien auch besonders viele Menschen betroffen, kontert IG-Vertreter Hänggi. Zudem planten auch die Zürcher Verkehrsbetriebe VBZ sogar 250 neue, digitale Werbeflächen.
Mit ihrem Brief fordert die IG nun eine öffentliche Debatte über die Nutzung des öffentlichen Raums durch die Werbegesellschaften. «Das ist eine Form der Privatisierung des öffentlichen Raums, der uns allen gehören sollte. Aber es findet findet keine demokratische Debatte über die gemeinsame Gestaltung dieses Raums statt», so Hänggi.
Das ist eine Form der Privatisierung des öffentlichen Raums, der uns allen gehören sollte.
In Genf und Lausanne, aber auch in vielen europäischen Städten, läuft diese Debatte bereits. In Genf etwa soll ab 2025 die kommerzielle Werbung auf öffentlichem Grund sogar völlig verboten werden.
Die Werbeunternehmen betonen im Gegenzug, dass sie die öffentliche Hand für diese Nutzung sehr stark entschädigten. Die Konzessionen für die digitalen Werbeflächen brächten der Stadt deutlich höhere Einnahmen als diejenigen für die Plakatwände, sagt Marty von Clear Channel. So habe sein Unternehmen letztes Jahr acht Millionen Franken für die digitalen Werbeflächen abgegeben.