Worum geht es? Die beiden grössten Privatbanken Deutschlands – die Deutsche Bank und die Commerzbank – wollen über eine Fusion reden. Das wurde am Sonntag bekannt. Wohin die Gespräche führen sollen, ist völlig offen. Doch allein die Tatsache, dass die beiden über einen Zusammenschluss nachdenken, löst eine kontroverse Debatte aus.
Woher kommt der Druck für eine Fusion? Aus Berlin. Insbesondere Finanzminister Olaf Scholz und dessen Staatssekretär Jörg Kukies möchten, dass Deutschland endlich wieder über eine international bedeutende Bank verfügt. Berlin will mehr deutsche Leuchttürme in der internationalen Wirtschaftswelt, die mit der Weltspitze mithalten können. Davon sind die beiden Banken einzeln derzeit weit entfernt.
Wie gross wäre die fusionierte Bank? Die neue Grossbank hätte rund 38 Millionen Firmen- und Privatkunden, eine Bilanzsumme von rund 2 Billionen Euro und rund 140'000 Mitarbeiter. Zum Vergleich: Die UBS hat rund 1 Billion Bilanzsumme und rund 60'000 Angestellte. Grösse allein macht eine Bank allerdings noch nicht zu einem Spitzensportler. Zwei lahme Enten machen zusammen auch keinen Gepard.
Was ist das Problem? Beide Banken kämpfen mit ähnlichen Problemen. Bei der Deutschen Bank fehlt in der Chefetage eine klare Vorstellung davon, wofür das Institut stehen soll, wie es in Zukunft Geld verdienen will – ob als Hausbank der deutschen Grossunternehmen oder als Investmentbank. Die Commerzbank hat zwar eine klarere Vision und baut seit einiger Zeit um. Allerdings kommt sie dabei nicht so richtig vom Fleck.
Gibt es Kritik an den Plänen? Einige Finanzexperten sind ob der Grösse einer fusionierten Bank beunruhigt. In Deutschland kritisieren Finanzmarktprofessoren die Tatsache, dass ein solches Rieseninstitut im Falle einer schlimmen Krise vom Staat gerettet werden müsste, weil es systemrelevant wäre. Die Bank genösse qasi Staatsgarantie. Doch das würde dem Versprechen der Politik – nie mehr eine Bank in Schieflage mit öffentlichen Geldern zu retten – nicht mehr entsprechen.
Wie viele Stellen stehen auf dem Spiel? Experten und Gewerkschaften sprechen von einem Abbau von 30'000 bis 50'000 Stellen. Deshalb laufen die Gewerkschaften Sturm. Die Zahl ist deshalb so hoch, weil beide Banken dasselbe Kerngeschäft haben, viele Filialen müssten schliessen. Zudem würde eine fusionierte Bank die Kosten grundsätzlich herunterfahren wollen. Auch für die Kunden wäre eine Fusion kaum von Vorteil. Denn weniger Wettbewerb bedeutet meist auch höhere Preise.