Kürzlich die Tourismusbranche, jetzt der Gewerbeverband: Sie fordern einen Exit-Plan aus dem Shutdown, der sich auf klare Kriterien stützt. Doch diese Klarheit wird es so kaum geben, zu unberechenbar ist das Coronavirus mitsamt seinen Mutationen.
Die Lage bei unzähligen Unternehmen etwa im Gastgewerbe, der Hotellerie, im Freizeitbereich oder im Detailhandel ist dramatisch, daran besteht kein Zweifel. Weil der Bundesrat aber an den bestehenden wirtschaftlichen Einschränkungen festhält, obwohl die Neuansteckungen zurückgehen, wird nun der Ruf nach Lockerungen laut.
Messgrössen sollen dem Bundesrat den Weg weisen
Verschiedene Wirtschaftsverbände fordern jetzt eine verlässliche Ausstiegsstrategie aus dem wirtschaftlichen Shutdown. Sie wollen, dass der Bundesrat seine Entscheide auf klare Indikatoren stützt, transparent und für alle nachvollziehbar. Als Messgrösse kommt beispielsweise die Zahl der Neuansteckungen infrage, die Auslastung in den Spitälern, der R-Wert, die Quote der Geimpften oder eine Kombination aus mehreren.
Verlässlichkeit. Planbarkeit. Rechtssicherheit. Perspektive. Dieser Wunsch ist angesichts der grossen Not bei vielen Unternehmen nachvollziehbar. Ihn in die Tat umzusetzen, dürfte derzeit aber schwierig bis unmöglich sein.
Erfahrungen stimmen wenig zuversichtlich
Die Schweiz hat bereits erste Erfahrungen gemacht mit Messgrössen: So durften etwa im Dezember die Kantone, deren R-Wert (Reproduktionszahl, d.h. wie viele Menschen eine infizierte Person ansteckt) unter 1 lag und deren Fallzahlen unter dem Schweizer Durchschnitt lagen, ihre Restaurants länger geöffnet haben. Doch der R-Wert erwies sich als volatil, schwierig messbar, zu stark an der Vergangenheit orientiert. Die Regelung hielt nicht lange – und vorbei war es mit der angestrebten Planbarkeit für die Gastrobranche.
Kommt hinzu, dass das Virus mit den sich ausbreitenden, ansteckenderen Mutationen noch unberechenbarer geworden ist. Vor diesem Hintergrund ist klar: Eine Perspektive zu fordern ist deutlich einfacher, als eine solche zu geben. Umso wichtiger wäre es, dass die notleidenden Unternehmen unverzüglich die in Aussicht gestellten Hilfsgelder bekommen. So können Sie den Shutdown «aussitzen», wie lang dieser letztlich auch immer dauern mag.