Kaum drei Jahre ist es her, da musste die Swiss mit 1.5 Milliarden Franken aus der Bundeskasse gestützt werden. Die Covid-Pandemie hatte die Airline und mit ihr eine ganze Branche zu einer harten Landung gezwungen. Die Grenzen waren dicht, die zuvor so reisewilligen Passagiere angehalten, in den eigenen vier Wänden zu bleiben, die so globalisierte Welt stand praktisch still. Für die Swiss ging es ums Überleben.
Leere Abflughallen und geparkte Flieger in der Wüste, das sind Geister von gestern. Heute fliegt die Swiss wieder mit voller Kraft voraus: mehr Passagiere, mehr Gewinn und eines der stärksten Ergebnisse der Firmengeschichte.
Mehr Nachfrage, weniger Angebot
Dabei ist die Swiss bei den angebotenen Kapazitäten noch gar nicht da, wo sie vor der Krise war. 87 Prozent stehen verglichen mit 2019 zu Buche. Sie macht also mit weniger gerade mehr. Denn die Nachfrage nach Flügen übersteigt das Angebot. In vielen Regionen der Welt etwa entsteht ein neuer Mittelstand, der sich Reisen leistet.
Die begehrten Tickets können so teurer verkauft werden. Schnäppchen und Aktionspreise fallen fast gänzlich weg. Wer diesen Sommer in die Ferien fliegt, hat mehr bezahlt und findet in seinem Flieger weniger freie Plätze als gewöhnlich.
Keine absichtliche Verknappung
Absichtlich knapp hält die Swiss ihr Angebot allerdings kaum. Aus unternehmerischer Sicht würde es Sinn machen, die Übernachfrage abzuschöpfen. Wie viele Airlines plante die Swiss ihre Zukunft nach der Krise allerdings konservativ. Sie liess sich Zeit, den Betrieb wieder hochzufahren. Und wurde von der schnell zurückkehrenden Reiselust der Passagiere überrascht.
Jetzt möchte sie gerne die teureren Tickets in deren Köpfen etablieren. Und kommuniziert das auch ganz unverblümt: Langfristig müssten sich die Passagiere auf höhere Preise einstellen. Gründe dafür hat die Swiss genug: Trotz Inflation, hoher Energiepreise und gestiegener Zinsen verzichtet gerade niemand aufs Fliegen, die meisten ganz ohne Scham. Und der Weg zu mehr Nachhaltigkeit in Form von neuen Technologien kostet.
Zu einer Korrektur bei den Ticketpreisen dürfte es mittelfristig dennoch kommen: Bei den Marktriesen Airbus und Boeing sind rekordhohe Bestellungen eingegangen. Über 40'000 zusätzliche Maschinen am Himmel werden für die nächsten zwei Jahrzehnte prognostiziert. Dort verkehren sie für die nächsten 30 bis 40 Jahre. Das Angebot dürfte also bald auch wieder zur Nachfrage passen.