- Der Spezialchemiekonzern Clariant ist nach geplatzter Fusion erneut auf Partnersuche.
- Die Strategie von Grossaktionär White Tale ist unklar.
- Das Clariant-Management dementiert eine Eskalation.
Die Kritik an seiner Person nimmt zu. Hariolf Kottmann, CEO von Clariant, steht mächtig unter Druck. Er muss eine überzeugende Strategie liefern, wie er das Unternehmen nun in die oberste Liga der profitabelsten Spezialchemiekonzerne katapultieren will. Aus eigener Kraft schafft Clariant diesen Sprung nicht. Das Unternehmen braucht einen Partner. Der letzte wurde quasi in die Flucht geschlagen.
Alter Partner weg…
Allerdings nicht von Kottmann selbst, sondern von dem aktivistischen Aktionär White Tale aus den USA (siehe Box). Dieser erschien auf der medialen Bildfläche, als Kottmann im Mai die Fusion zwischen Clariant und dem US-Konkurrenten Huntsman ankündigte. White Tale war von dieser Hochzeit nicht überzeugt, stockte seinen Anteil auf über 20 Prozent auf und machte Druck. Mit Erfolg: Clariant und Huntsman gaben die Fusionspläne auf. Seitdem verschärft sich der Ton zwischen der Clariant-Führung und ihrem mittlerweile grössten Aktionär, auch wenn Clariant-CEO Kottmann im «ECO»-Interview nicht von einer Eskalation sprechen will: «Wir haben offen und konstruktiv gesprochen und sind auch für die Zukunft gesprächsbereit.»
Inhaltlich liegen die Clariant-Führung und sein grösster Aktionär jedoch weit auseinander: White Tale fordert drei Sitze im Verwaltungsrat (VR). Clariant bietet einen VR-Sitz an. Dem grössten Aktionär zu geben, was er fordert, hält Kottmann für keine gute Idee. Er behauptet: «Das, was er will, ist entweder taktisch oder nur zu seinem eigenen Nutzen. White Tale sagt klipp und klar, sie haben nur Interesse an diesen drei Sitzen, wenn der VR der Clariant im Vorfeld dieser Entscheidung auf alle Bedingungen von White Tale ohne Diskussionen und ohne Abstriche eingeht.»
Eine weitere Bedingung von White Tale: Eine Investmentbank soll alle «strategischen Optionen» für Clariant prüfen. Übersetzt heisst diese Formulierung: Den Wert der vier Clariant-Geschäftsbereich auf dem Markt ausloten, um die Firma anschliessend zu zerschlagen. Die Chemiebranche befindet sich schon seit längerer Zeit in einer Übernahmewelle, es werden hohe Preise für margenträchtige Geschäfte gezahlt. Es wäre also aus Sicht der Aktionäre kurzfristig vermutlich ein lohnendes Geschäft. Diese Absicht dementiert White Tale jedoch. Trotzdem wehrt Hariolf Kottmann sich gegen diesen Vorschlag.
…neuer Partner gesucht
Es dürfte zum Showdown kommen an der Clariant-Generalversammlung im kommenden März. Es sei denn, Hariolf Kottmann kann in der Zwischenzeit einen neuen Fusionspartner präsentieren, mit dem auch White Tale einverstanden wäre. Dass er auf der Suche nach einem Partner ist, dementiert er im «ECO»-Interview nicht: «Das würde ich heute Abend einfach mal offenstehen lassen.» Man habe «mehrere attraktive Möglichkeiten, um auch in Zukunft Wert für unsere Aktionäre zu generieren.»
Misslingt die Partnersuche, ist offen, ob Kottmann an der Generalversammlung die Mehrheit der Clariant-Aktionäre von seiner Strategie überzeugen kann. Denn statt eines grossen Wurfs bliebe Kottmann nur, in kleinen Schritten Clariant noch profitabler zu machen und so den Aktienkurs zu steigern: Mittels kleinerer Zu- und Verkäufe, mittels weiterer Sparmassnahmen. Das würde länger dauern. «Wir werden nicht erreichen, dass die kurzfristig orientierten Hedgefonds und die Buddies und Friends von White Tale sich unserer Position anschliessen», so Kottmann gegenüber «ECO». White Tale wollte sich nicht vor der Kamera äussern.