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Es droht die nächste Finanzkrise
Aus ECO vom 16.03.2020.
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Markt für Unternehmensanleihen Die nächste Finanzkrise droht

Die Verschuldung vieler Unternehmen ist gefährlich hoch – und droht die nächste Finanzkrise auszulösen.

Das Corona-Virus bringt die Schweizer Wirtschaft in grosse Turbulenzen. Vielen Firmen brechen die Erträge weg, weil Kunden und Aufträge ausbleiben. Und an den Aktienbörsen sinken die Kurse dramatisch. Das könnte auf die Anleihenmärkte übergreifen und damit eine neue Finanzkrise auslösen.

Rekordstand an Unternemensanleihen

Denn in den USA und vor allem in Europa – zum Beispiel in Italien – konnten sich tausende Firmen dank billigem Geld der Zentralbanken verschulden, die längst hätten Pleite gehen müssen.

Nötig gewesen wären wirtschaftliche Reformen – doch diese blieben weitgehend aus. Die Folge: Ende 2019 waren weltweit 13.5 Billionen Dollar an Unternehmensanleihen ausstehend. Ein Allzeithoch. Fast die Hälfte davon mit tiefer Qualität.

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Die Hälfte der Unternehmensanleihen hat ein schlechtes Rating.
Aus ECO vom 16.03.2020.
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René Hermann vom Beratungsunternehmen Independent Credit View analysiert weltweit Firmen, die Anleihen ausgegeben haben und sich damit am Kapitalmarkt finanzieren.

Sein Befund: Die Verschuldung von Unternehmen hat ein gefährliches Ausmass erreicht. «In den vergangenen Jahren sind die Unternehmensschulden ständig angestiegen, auch dank der sehr tiefen Zinsen. Das heisst, die Zentralbanken haben günstig Geld zur Verfügung gestellt, und die Unternehmen haben sich bedient. Nun haben wir eine Situation, in der diese Krise auftritt, in einer Phase, in der viele Unternehmen stark verschuldet sind.»

Qualität gesunken, Quantität stark gestiegen

Tatsache ist: Von 2007 bis 2017 ist die Qualität (die sogenannte Bonität) europäischer Unternehmensanleihen im Schnitt von der Bewertung «A minus» – das bedeutet eine sichere Anlage – auf «Triple B» gesunken. Das heisst, auf eine Bewertung, die als knapp «investitionswürdig» gilt.

Darunter gelten Anleihen als spekulativ. Unternehmensanleihen aus den USA sind in diesem Zeitraum sogar unter die Qualität «Triple B» gesunken.

«Wir haben vor allem im Triple-B-Segment – das sind Anleihen, die von institutionellen Anlegern gerade noch so gekauft werden – ein massives Wachstum gesehen», sagt René Hermann.

Der Anteil an Unternehmensanleihen mit der Qualität «Triple B» steigt in Europa seit 2007, also vor Beginn der Finanzkrise, stetig an: von 18 auf 49 Prozent.

Verkaufszwang bei Herabstufungen

In solche Anleihen sind vor allem Pensionskassen und Versicherungen investiert. Mit möglicherweise gravierenden Folgen: «Die grosse Gefahr sehen wir, wenn die ersten Triple-B-Anleihen herabgestuft werden in den sogenannten Non-Investment-Grade-Bereich. Das ist ein ganz anderer Markt. Viele Pensionskassen und Versicherungen, die werden dann verkaufen müssen. Das heisst, wenn diese Verkäufe kommen, dann geraten die Preise noch mehr unter Druck», sagt René Hermann.

Rolle der Zentralbanken

Mitverantwortlich sind die Rettungsaktionen der Zentralbanken nach der Finanzkrise 2009. Darunter auch die EZB: Das billige Geld sollte den verschuldeten Euro-Staaten Zeit für Reformen geben.

Doch die jahrelange Niedrigzinspolitik und die späteren massiven Aufkäufe von Unternehmensanleihen durch die EZB führten zu Marktverzerrungen. Die damit verbundenen Risiken wurden offenbar ignoriert.

René Hermann: «Man war zu gutgläubig. Weil man glaubte, die Zentralbanken können das Ganze kontrollieren und unter dem Deckel halten. Aber wir sehen jetzt: Es braucht eine Krise, die überhaupt nichts mit der Verschuldung zu tun hat, die aber massive wirtschaftliche Schäden auslösen kann, damit das Ganze nicht mehr unter dem Deckel bleibt. Damit es den Deckel wegjagt und sich alle der Risiken plötzlich bewusst werden.»

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Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti: «Wenn es auf breiter Ebene Pleiten gibt, kann es die Banken relativ stark treffen.»
Aus ECO vom 16.03.2020.
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Der Bund stützt die Schweizer Wirtschaft in dieser Krise vorerst mit 40 Milliarden Franken. Doch fallen reihenweise Kredite von Unternehmen aus, wird wohl deutlich mehr benötigt werden.

Das wird dann auch die Banken treffen, ist der Berner Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti überzeugt.

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