Zeitungen auf Papier, die morgens im Briefkasten liegen, scheinen ein Auslaufmodell zu sein. Tamedia, die Herausgeberin von Zeitungen wie dem «Tages-Anzeiger», «Der Bund» oder «Basler Zeitung», muss sparen.
Bei welchen Zeitungen in der Deutschschweiz genau wie viele Stellen wegfallen, ist noch nicht bekannt. Klar ist nur: Es müssen sechs Millionen Franken gespart werden – 2.5 Millionen in der Deutschschweiz, der grössere Rest in der Westschweiz.
Die Erosion im Printgeschäft schreite voran, begründet Tamedia den Abbauschritt. Das digitale Geschäft wachse zwar rasch, sei aber nicht in der Lage, die Verluste aus dem Print zu kompensieren.
Weniger Leute für gleich viele Zeitungen
An den Redaktionsstrukturen will Tamedia nichts verändern. Das heisst: Es verschwinden keine Zeitungen gänzlich vom Markt, weitere Kooperationen zwischen den einzelnen Zeitungen sind auch nicht geplant. Ein drastischer Einschnitt ist der Stellenabbau für die Medienlandschaft Schweiz also nicht.
Doch er steht sinnbildlich für eine Entwicklung, die seit Jahren voranschreitet. Die Zahl der Journalisten ist in den letzten zehn Jahren in der ganzen Schweiz um fast ein Viertel auf rund 10'000 zurückgegangen.
Für die Leserinnen und Leser sei das keine gute Nachricht, sagt Urs Thalmann vom Journalisten-Berufsverband Impressum. Denn es leide die Qualität. «Die Themen-Vertiefung, die der Journalismus machen müsste, geht verloren», sagt Thalmann. Das sei auch bei anderen Medienhäusern symptomatisch.
Zwar entstehen auch neue Stellen bei neuen Medien, die sich von Anfang an rein digital aufstellen. Doch: «Diese sind im Moment noch nicht in der Lage, das Angebot, das man sich von den klassischen Printmedien gewohnt war, aufzufangen», betont der Gewerkschaftsvertreter.
Keine Querfinanzierung mit rentablen Zweigen
Die Medienhäuser selbst bringen nicht nur Zeitungen heraus, sondern machen auch Radio, Fernsehen oder betreiben digitale Marktplätze. Bei der Gruppe, zu der Tamedia gehört, sind das zum Beispiel Job-Portale.
Anders als in der alten Medienwelt gebe es keinerlei Verbindungen zwischen den Bereichen, heisst es von Tamedia. Jedes Unternehmen unter dem Dach der Gruppe müsse für sich selbst stehen. Eine Querfinanzierung sei ausgeschlossen. Anpassungen seien daher nötig. Zumindest in der Romandie sorgt das für Proteste, auch in der Politik. Denn die Romandie ist mit 28 Stellen stärker betroffen. Proportional werden zehn Prozent aller dortigen Tamedia-Stellen abgebaut.
An der gestrigen Medienkonferenz räumte Christine Gabella von Tamedia ein, man werde nach dem Abbau in Zukunft kaum mehr alles machen können, was man heute mache. Doch sie widerspricht dem Vorwurf des Berufsverbands und betont, man werde sich auf «Nähe und Mehrwert» konzentrieren.
Mehrwert also – für möglichst mehr Leserinnen und Leser. Verfasst wird dieser aber von immer weniger Produzierenden.