Von aussen betrachtet scheint es nur Greta Thunberg zu geben. Der 16-jährigen schwedischen Umwelt-Aktivistin ist weltweite Aufmerksamkeit sicher, seitdem sie am Mittwoch in Davos aus dem Zug gestiegen ist.
Dabei ist Greenpeace-Chefin Jennifer Morgen auch; und Marco Lambertini von WWF; und die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern, die den Klimawandel immer wieder thematisiert.
Sogar WEF-Gründer Klaus Schwab selbst sagte im Vorfeld, der Klimawandel sei das drängendste wirtschaftliche Problem.
Seine Organisation publizierte kurz vorher noch den «Global Risk Report», auf dessen Rangliste Umweltsorgen die ersten drei Plätze der wahrscheinlichsten Risiken besetzen.
Ins Herz des Wirtschaftstreffens hat es der Klimawandel bisher nicht geschafft. Die Greenpeace-Chefin zeigt sich im Interview ernüchtert.
SRF News: Was erhoffen Sie sich als Klimaschützerin an einem Wirtschaftsforum bewegen zu können?
Jennifer Morgan: Es ist theoretisch einfacher, hier grosse CEOs zu treffen. Deshalb bin ich dabei. Ich werde versuchen, mit so vielen wie möglich über das Klima, Plastik usw. zu reden. Aber sie nehmen meine Einladungen nicht immer an.
Sie sind zum dritten Mal hier. Gibt es Gespräche, die zu etwas geführt haben?
Bis jetzt ist es beim Gespräch geblieben, muss ich sagen. Deshalb war ich nicht sicher, ob ich noch einmal kommen soll. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich nach dem IPCC-Wissenschaftsbericht über den Klimawandel kommen und mit den CEOs sprechen musste. Denn wir haben so wenig Zeit, unseren Planeten zu retten.
Ich bin ein bisschen sauer.
Ist dieses Mal mehr Verständnis vorhanden bezüglich des Klimawandels?
Für die Europäer war der letzte Sommer ein deutliches Signal dafür, wie viel der Klimawandel kostet. Sie sind etwas wacher. Was mich aber interessiert, ist, was sie machen. Mischen Sie sich in die Politik ein, um die Machtstrukturen zu verändern?
Haben Sie WEF-Gründer Klaus Schwab vorgeschlagen, dass man am WEF einmal nur über Klimawandel sprechen könnte?
Ja, ich habe vorgeschlagen, dass dieses Jahr der Klimawandel im Zentrum stehen sollte. Dass man Firmenchefs zusammenbringen sollte und überlegen: Wie dekompensieren wir unsere Wirtschaft? Wie steigen wir aus Kohle aus? Wie finanzieren wir keine fossilen Energieträger mehr? Leider wurde das abgelehnt. Es gibt zwar viele Seitengespräche, aber ich erwarte mehr. Diese Eliten haben eine hohe Verantwortung. Und bis jetzt bin ich sehr enttäuscht – und ein bisschen sauer.
Das Interview führte Daniel Daester.