Die Corona-Krise hinterlässt auf dem Schweizer Arbeitsmarkt deutliche Spuren. Die Zahl der Arbeitslosen stieg allein im März um fast 18‘000 auf über 135‘000 Personen an. Tendenz steigend.
Das Hilfspaket des Bundesrats gilt als beispiellos. Mitunter das wichtigste Instrument ist die staatliche Kurzarbeitsentschädigung. Sie soll verhindern, dass es zu Massenentlassungen kommt. Deshalb hat der Bundesrat Mitte März die Regelungen für Kurzarbeitsentschädigungen gelockert und damit seine Hilfe massiv ausgebaut.
Für viele Unternehmen ist die Entschädigung eine wichtige Stütze in dieser herausfordernden Zeit. Inzwischen haben über 100‘000 Firmen bei den kantonalen Wirtschaftsämtern Kurzarbeit beantragt. Damit ist inzwischen fast jeder Dritte Angestellte in der Schweiz betroffen.
Trotz der umfassenden staatlichen Hilfe entlassen Firmen aber auch Angestellte. «Noch nie gab es innert so kurzer Zeit so viele Kündigungen», sagt Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft. Und er rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen weiter steigt.
Verlieren tatsächlich weiterhin pro Werktag rund 2000 Personen ihre Stelle, ist das eine besorgniserregende Entwicklung. Das wird die Konsumentenstimmung, und damit die gesamte Wirtschaft, negativ beeinflussen.
Gewerkschaften fordern Kündigungsschutz
«Es ist erschreckend, wie stark die Arbeitslosenzahlen gestiegen sind», sagt Daniel Lampart vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund. Sollte die Zahl weiter so stark steigen, fordere er einen «Corona-Kündigungsschutz». Und in einem Nebensatz fügt er an, der Kündigungsschutz müsse generell verbessert werden. Klar: Es geht dem Gewerkschafter in dieser Krise auch darum, ganz generell einen stärkeren Kündigungsschutz für Angestellte salonfähig zu machen, über die Coronakrise hinaus.
Ob ein solcher Kündigungsschutz allerdings zielführend ist, ist umstritten. Er könnte die Unternehmen daran hindern, Stellen neu zu besetzen, sobald der Wirtschaftsmotor wieder hochtouriger läuft. Das würde die Stellensuche für Arbeitslose schwieriger machen, denn im März ist die Zahl der offenen Stellen bereits gesunken.
Unternehmen fürchten Rezession
Die Unternehmen wehren sich denn auch gegen einen generell verschärften Kündigungsschutz. «Das führt nur dazu, dass weniger Leute eingestellt werden», argumentiert Fredy Greuter vom Arbeitgeberverband. Es brauche weiterhin einen möglichst anpassungsfähigen Arbeitsmarkt, so Greuter. Und ein «Corona-Kündigungsschutz» sei für Firmen in der aktuell ohnehin schon äusserst schwierigen Lage ein zusätzlicher Stein im Weg.
Der Grund für die zunehmenden Entlassungen seien vor allem die trüben Aussichten, rechtfertigt Greuter den Umstand, dass Unternehmen trotz der Möglichkeit von Kurzarbeit Angestellte auf die Strasse stellen. Die Aussichten sind tatsächlich düster. Inzwischen sind sich die Ökonomen einig: Es wird zu einer Rezession kommen. Viele Firmen rechnen deshalb mit weniger Aufträgen, selbst wenn die Wirtschaft bald wieder hochgefahren werden kann.
Die steigende Zahl der Arbeitslosen ist zweifellos alarmierend. Ob eine Entlassungswelle in der Schweiz verhindert werden kann, wird vor allem davon abhängen, wie lange die Krise dauert und wie sich die Lage in den Ländern entwickelt, in die die Schweiz exportiert. Die Schweiz hat viele und gute Instrumente mobilisiert, um den hiesigen Unternehmen durch die Krise zu helfen. Trotz allem hat sie ihr Schicksal nur bedingt selbst in der Hand.