«In der Dose ist hochprozentiger Alkohol», erklärt Steve Huang. Er besprüht damit Sitze und Tische seiner kleinen Bar in Shanghai. Mit dem Desinfektionsmittel will er Angestellte und Kunden schützen. Doch Kunden sind keine hier. Die Bar mitten in der ehemaligen französischen Konzession – einem Stadtteil von Shanghai – ist leer. «Das hat einerseits mit den Neujahrsferien zu tun», sagt Huang. Aber es sei klar, dass die Leute wegen des Corona-Virus erst recht zu Hause blieben.
Wie es nach Neujahr weitergeht, weiss er noch nicht. «Ich mache mir schon etwas Sorgen um das Geschäft. Aber ändern kann ich daran nichts.» Huang ist zweckoptimistisch. Auch wenn kaum Gäste kommen, bleibt die Bar geöffnet.
Wirtschaft wächst weniger stark
«Kurzfristig werden Branchen wie das Gastgewerbe und die Hotellerie – der Tourismus allgemein – am meisten beeinträchtigt», sagt Simon Baptist, Chefökonom der Economist Intelligence Unit für Asien. Als Zweites würde die herstellende Industrie die Krise spüren, sagt der Ökonom. Denn viele Arbeiterinnen und Arbeiter bleiben vorerst zu Hause.
Aktuell werde in China mit einem Wirtschaftswachstum für dieses Jahr von 5.9 Prozent gerechnet. «Sollte die Krise weitergehen und so verlaufen wie damals die Krankheit Sars, wird Chinas Wirtschaftswachstum zwischen 0.5 und einem Prozentpunkt tiefer ausfallen», prognostiziert Baptist. Der in China besonders verbreitete Online-Handel könnte die Wirtschaft allenfalls stützen, sagt er. Denn wenn die Leute weniger aus dem Haus gingen, um zu konsumieren, liessen sie sich mehr Waren nach Hause liefern.
Auch die Online-Branche braucht Arbeitskräfte
Die Online-Branche sei jedoch auch auf funktionierende Lieferketten angewiesen, sagt Henry He, Direktor des chinesischen Think Tanks Anbound in Peking. Diese funktioniere nur, wenn es genügend Arbeitnehmer die Güter austragen.
Klar ist: Die Virus-Krise trifft China in einer wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeit. Auch deshalb dürfte die chinesische Regierung alles daransetzen, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen.
SRF 4 News, 28.1.2020, 07:34; lin/hosb