Wer aktuell eine freie Mietwohnung findet, kann sich glücklich schätzen. Gemäss einer Immobilienstudie von Raiffeisen Schweiz ist der Mietwohnungsmarkt so angespannt wie schon lange nicht mehr.
Ende 2023 waren 35'000 Mietobjekte ausgeschrieben – ein Tiefststand der letzten zehn Jahren. Das Angebot hat sich laut Studie in eineinhalb Jahren halbiert. Es treffe momentan eine grosse Nachfrage auf eine geringe Neubautätigkeit.
In den nächsten zwei, drei Jahren werden wir eine weitere Verknappung von Wohnraum sehen.
Dieses Problem wird sich gemäss Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile noch verschärfen, da momentan nur sehr wenig Neuobjekte geplant seien. «In den nächsten zwei, drei Jahren werden wir eine weitere Verknappung von Wohnraum sehen», sagt er.
Mietrecht setzt Fehlanreize
Auf die Verknappung reagieren auch die Mietpreise. Die Angebotsmieten sind gemäss Studie im vergangenen Jahr um 4.7 Prozent gestiegen. Dieser Wert liegt deutlich über der Teuerung und den Bestandsmieten.
Die Schere zwischen Angebots- und Bestandsmieten wird also wieder grösser, gleichzeitig schrumpft der Anreiz, das Mietobjekt zu wechseln. Fredy Hasenmaile sieht eine Ursache im Mietrecht, denn dadurch dürfen Bestandsmieten nur unter eingeschränkten Bedingungen erhöht werden wie beispielsweise bei Referenzzinsanpassungen.
Die Bestandsmieten seien zu starr und könnten kaum erhöht werden, sagt er. Eine Folge: Mieter bleiben länger in ihren meist zu grossen Wohnungen, weil kleinere, neue Mietverhältnisse deutlich teurer wären. Dies, obwohl sie beispielsweise nach dem Auszug der Kinder in eine kleinere Wohnung wechseln könnten.
Wie die Studie zeigt, ergibt sich ein Alterseffekt in Bezug auf den Wohnraum: Während Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren im Schnitt 34 Quadratmeter bewohnen, leben Menschen über 66 Jahre mit einer Wohnfläche von 58 Quadratmetern auf deutlich grösserem Fuss.
Lösungsansatz könnte nicht allen gefallen
Durch diesen Effekt käme es zu einer klaren Verschwendung von Wohnraum. Fredy Hasenmaile hat hierfür einen Vorschlag: «Wenn man die Bestandsmieten ein bisschen anheben könnte, dann könnte man die Angebotsmieten senken». Die Idee sei ein Nullsummenspiel, bei dem am Ende des Tages alle Mieter besser gestellt wären.
Diese Lösung würde bedeuten, dass die Mietzinsen ohne Mehrleistung steigen würden und das wäre extrem explosiv.
Der Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz wäre mit dieser Lösung alles andere als zufrieden. Vizepräsident Michael Töngi erklärt, dass der Markt sowieso schon genug schwierig sei. «Diese Lösung würde bedeuten, dass die Mietzinsen ohne Mehrleistung steigen würden und das wäre extrem explosiv», sagt er.
Der Markt für Mietwohnungen bleibt also heiss. Eine Abkühlung ist laut Studie bis auf Weiteres nicht in Sicht. Wenn die Entwicklung aber so weitergeht, könne es sein, dass Kaufen bald günstiger werde als Mieten.