4,34 Milliarden Euro – das ist die bis heute höchste Kartellstrafe für ein einzelnes Unternehmen. Der Konzern muss innerhalb von 90 Tagen unter anderem damit aufhören, von Handy-Herstellern wie Samsung oder Huawei zu verlangen, Apps von Google auf ihren Geräten zu installieren und die Google-Suche fix einzurichten. Geschieht das nicht, droht die EU mit Strafzahlungen, die bei bis zu 5 Prozent des durchschnittlichen weltweiten Tagesumsatzes von Alphabet liegen, der Muttergesellschaft von Google.
Das sind happige Forderungen.
Die Sorge um die Marktmacht von Google ist verständlich, schliesslich läuft das Betriebssystem auf rund 80 Prozent aller Handys weltweit. Für dominierende Firmen gibt es ein EU-Wettbewerbsgesetz, an das sich Google nach Meinung der Kommission jetzt endlich halten muss.
Das hat der Konzern aber nicht kampflos vor: Google hat kurz nach der Bekanntgabe der Rekordstrafe angekündigt, die Busse anzufechten – die Argumentation der EU-Kommission scheinen wenig Anklang zu finden.
Und auch wenn Google die Busse irgendwann dennoch bezahlen muss, wird seine Dominanz nach wie vor riesig sein: Android ist das Windows der mobilen Welt, mit oder ohne vorinstallierten Apps.
Google hat zudem verlässliche und grosse Unterstützung von unserer Bequemlichkeit: Die meisten Benutzer sind froh, beim Kauf eines neuen Android-Gerät die essentiellen Apps gleich schon mitgeliefert zu kriegen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass nur rund 10 Prozent aller Android-Benutzer einen anderen Browser als Chrome installieren würden, meinte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager an der Medienkonferenz.
Druck von der Benutzerseite auf Google ist also kaum zu erwarten. Wieso auch? Die Apps von Google reichen allen anderen das Wasser und je mehr Benutzer sie installiert haben, desto mehr Daten erhält Google, mit denen die Apps noch besser werden. Das ist ein sich selbst befeuernder Kreislauf, den die EU-Kommission schon vor Jahren hätte stoppen müssen. Was sie jetzt versucht, ist das Monopol des Google-Netzwerks zu knacken, um anderen Firmen den Zugang zur Android-Welt zu erleichtern. Das ist ehrbar, wird aber die Stellung von Google kaum schwächen.
Die heute angekündigte Busse wirkt deshalb etwas wie eine verzweifelte Bitte an Google, sich wieder einmal an das frühere Firmenmotto zu erinnern: «Don't be evil!»