Am diesjährigen Autosalon in Genf präsentieren sich die Autobauer elektrifiziert. Nebst dem klassischen Luxus zeigt praktisch jeder Aussteller ein Elektroauto.
Eine der grossen offenen Fragen der Elektromobilität ist jedoch: Was passiert mit der Batterie an deren Lebensende?
Elektroautos sind erst seit ein paar Jahren in grösseren Stückzahlen auf dem Markt. Deshalb ist praktisch jede jemals verbaute Batterie noch in Betrieb. Wie lange die Batterien halten, dazu gibt es keine verlässliche Zahlen. Zu jung ist der Markt.
Hersteller wie VW, Tesla oder Opel versprechen ihren Kunden eine Lebenszeit von acht Jahren. Nissan geht von fünf Jahren aus. Die Akku-Technologien weisen damit zwar ein Mehrfaches der Lebensdauer einer Batterie eines Smartphones auf.
Fakt ist aber, dass in einigen Jahren, wenn die Kapazität für eine gute Reichweite nicht mehr genügt, Lösungen für die weitere Nutzung der Batterien bereitstehen müssen. Daran arbeitet die Firma Batrec aus Wimmis im Berner Oberland.
Batrec ist eine der wenigen Firmen, die weltweit am Recycling von Elektroautobatterien arbeitet. Nach eigenen Angaben hat sie schon von fast jedem Elektroautohersteller eine Batterie rezykliert. Namen will die Firma nicht nennen.
Noch steckt das Geschäftsmodell aber in den Kinderschuhen. Nicht einmal ein Prozent der gesamten Batterie-Recycling-Menge macht die Entsorgung der Elektroautobatterien bisher aus.
Konkurrenz hat Batrec etwa aus China, Frankreich oder Belgien. Marktführer bei der Entsorgung von Lithium-Ionen-Batterien ist die Firma Umicore. Sie hat ihren Sitz in Belgien. Ähnlich wie Batrec konzentriert sich Umicore auch auf die Rückgewinnung von wertvollen Rohstoffen wie Kobalt oder Nickel.
Aufwändige Handarbeit
Wird eine Elektroautobatterie geliefert, entladen die Angestellten von Batrec als erstes die Batterie. Diese hat eine Spannung von 350 Volt, wie Dieter Offenthaler, Geschäftsführer der Firma aus Wimmis, erklärt: «Im geladenen Zustand wäre die Demontage für die Mitarbeiter lebensgefährlich.» Zum Vergleich: Steckdosen haben eine Spannung von 250 Volt.
Ist die Batterie entladen, entfernen Angestellte von Hand das Aluminium-Gehäuse, Kabel und Kunststoff. Diese Materialien werden separat entsorgt. Als nächstes werden die Batteriezellen auseinandergebaut.
«Dann beginnt der eigentliche Recycling-Prozess», erklärt Dieter Offenthaler. Die Zellen werden mit einem Schredder zerquetscht. Mit Hilfe von Wasser werden die brennbaren Elektrolythen entfernt. Diese machen eine Speicherung von Energie überhaupt erst möglich.
Erst nach der Zerkleinerung der Batteriezelle können wertvolle Rohstoffe wie Kobalt, Nickel, Mangan oder Lithium zurückgewonnen werden. Dies geschieht mit Hilfe einer Lauge. Batrec lagert diesen Prozess zur Zeit allerdings noch zu ihrer Schwesterfirma nach Frankreich aus. Es lohne sich noch nicht, den Prozess an zwei Standorten durchzuführen.
«Rund 95 Prozent des verbauten Kobalts und des Nickels kann man zurückgewinnen», sagt Batrec-Chef Dieter Offenthaler. Allerdings: Diese Rohstoffe könnten nicht für den Bau von neuen Batterien verwendet werden. Die Qualität sei nicht gut genug. Die Rohstoffe würden vielmehr weiter verkauft für Produkte wie Werkzeuge. Ziel sei aber, diesen Kreislauf in Zukunft zu schliessen.
«Zwischen 500 und 1000 Franken kostet das Rezyklieren einer einzelnen Batterie», rechnet Offenthaler vor. Einzelne Modelle seien aufwändiger in der Bearbeitung als andere. Zum Beispiel unterscheide sich die chemische Zusammensetzung der Batteriezellen bei den Herstellern. Bisher rechne sich das Geschäft nicht, sagt der Batrec-Chef. Dafür sei die Nachfrage noch zu klein.
Offenthaler hofft aber auf eine grosse Nachfrage in Zukunft. «In der Schweiz werden im Schnitt pro Jahr 3500 Tonnen Haushaltsbatterien auf den Markt gebracht.» Vergleiche man diese Zahl mit den Batterien für die Elektromobilität, merke man schnell, wie lukrativ das Geschäft werden könnte. «Allein im vergangenen Jahr wurden, obwohl die Industrie noch in den Kinderschuhen steckt, 4000 Tonnen solcher Batterien verkauft.»
Und trotzdem: Es sei nicht einfach, sich für den Boom zu rüsten. «Es ist schwierig abzuschätzen, wann die Nachfrage wie gross sein wird», sagt Dieter Offenthaler. Dazu komme, dass vieles noch unklar sei. Zum Beispiel, ob die Autohersteller die Verantwortung übernehmen müssen, oder ob wie bei den Benzinern und Diesel-Fahrzeugen der Konsument für das Entsorgen zuständig ist.
Elektroautohersteller arbeiten am Recycling
Die meisten europäischen Elektroautohersteller haben inzwischen Pilotprojekte für die Entsorgung beziehungsweise die Weiterverwertung von alten Batterien am Laufen.
Der amerikanische Elektroautobauer Tesla hat sein Recycling derzeit noch ausgelagert, will dies aber in Zukunft an seinen «Gigafactories» selbst durchführen. Nissan hingegen ersetzt einzelne Batteriezellen. So können aus mehreren alten Batterien eine fast neuwertige gemacht werden.
Ob sich das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien wirtschaftlich lohnt, ist noch nicht klar. Das bestätigt auch Dieter Offethaler von Batrec. Es komme unter anderem auf die Rohstoffpreise an. Nicht zu umgehen sind wohl auch gesetzliche Vorschriften, die zum Recycling zwingen.
Batterien können auch als Zwischenspeicher gebraucht werden. Eine Elektroautobatterie kann zum Beispiel ohne grosse Veränderung als Stromspeicher für die Solaranlage auf dem Hausdach verwendet werden. Im Gegensatz zum Elektroauto ist es hier kein Problem, wenn die Batterie 50 Prozent ihrer Kapazität verloren hat.
Einige Hersteller wenden dieses Konzept bereits in Pilotprojekten an. Renault verwendet alte Batterien seiner Autos für seine Ladestationen. Nissan versorgt mit alten Akkus Strassenlaternen an abgelegenen Orten.
Umnutzung hin oder her: Am Schluss braucht es eine funktionierende Recycling-Industrie. Denn auch als Zwischenspeicher hat die Batterie nach ein paar Jahren ausgedient. Wird nicht rezykliert, gehen wertvolle Ressourcen verloren.