Das Wichtigste in Kürze
- Kunden von Fitnessplus fühlen sich um tausende von Franken geprellt.
- Die Schweizer Fitnesskette hat 5 ihrer 14 Filialen an einen wesentlich günstigeren Konkurrenten verkauft.
- Die 3500 betroffenen Fitnessplus-Kunden bleiben auf ihren teuren, alten Abos sitzen und bekommen dabei deutlich weniger Leistung.
- Gegenüber «Kassensturz» verspricht Fitnessplus, man werde eine Lösung suchen.
Fünf Standorte der Kette Fitnessplus sind im August 2018 mehr Baustelle als Fitnesscenter. An ein normales Training ist nicht zu denken. Doch das ist noch das kleinste Problem. Es wird nämlich nicht nur um-, sondern auch kräftig abgebaut.
Der Wellnessbereich und viele Fitnessgeräte sind weg. Das stört langjährige Kunden vom Fitnessplus. Vor kurzem haben sie per Brief erfahren, dass ihr Studio ab sofort zur Basefit-Kette gehört. Das bestehende Abo laufe weiter und nach der Renovation werde alles schöner und besser. Betroffene Kunden wie H. Bosshard vermissen aber Angebote wie Gruppenkurse oder Wellness: «Mir fehlt die Sauna, im Winter habe ich sie gerne und oft beansprucht.»
Für grossen Unmut sorgt auch, dass künftig keine Fitnesstrainer mehr die Gruppenkurse anleiten. In den Studios von Basefit kommen die Kurs-Instruktionen ab Videomonitor. «So gibt es jetzt niemanden mehr, der Fehlhaltungen korrigiert», kritisiert der langjährige Kunde H. Bosshard.
Fitnessplus überrumpelt tausende von Kunden
An Basefit verkauft wurden die Filialen in Rorschach, St. Gallen, Dietikon, Wettingen und Uster. Der Verkauf betrifft 3500 Fitnesssportlerinnen und Sportler. Viele fühlen sich vom schnellen Verkauf überrumpelt. Im Infobrief war vom Leistungsabbau keine Rede.
Die im Brief vorgeschlagene Option, auf die verbleibenden neun Fitnessplus-Studios auszuweichen, ist für den Stammkunden F. Heller deutlich ausserhalb seiner Komfortzone: «Die Alternativen liegen zu weit weg, das Staurisiko ist mir zu gross. Das Studio Wettingen wäre eine Alternative gewesen, aber dieses Center wurde auch verkauft.»
Grosse Unterschiede zwischen «Fitnessplus» und «Basefit»
Die beiden Ketten verfolgen ein völlig unterschiedliches Geschäftskonzept. Das zeigte der Fitnesscenter-Test von «Kassensturz» aus dem Jahr 2017. Grosse Unterschiede gibt es nicht nur bei Angebot und Bewertung, sondern vor allem beim Preis. Das Abo von Fitnessplus kostet mit 990 Franken doppelt so viel wie das Angebot von Basefit.
Dementsprechend verärgert sind Fitnessplus-Kunden, welche ihr Abo erst gerade beim teuren Fitnessplus erneuert oder abgeschlossen haben. «Ich hätte gerne früher von der Übernahme gewusst und wäre so viel günstiger zum Fitnessabo gekommen», sagt ein junger Sportler aus Wettingen.
Kunden fühlen sich geprellt
Auch in Dietikon haben die Fitnessplus-Kunden zuviel bezahlt und fordern vom Studio nun die Differenz zurück. Es geht um viel Geld, rechnet K. Bolz vor: «Ich habe das Abo mit meiner Frau zusammen abgeschlossen. Zusammen sind das 2000 Franken. Der neue Vertrag kostet bloss 2 Mal 500 Franken». Die Preisdifferenz will Fitnessplus aber nicht zurückzahlen – und schreibt den vielen Betroffenen: «Eine vorzeitige Aboauflösung oder -rückzahlung können wir leider nicht anbieten.»
«Kassensturz» weiss: Fitnessplus forderte in den letzten Monaten viele Kunden auf, ihr teures Abonnement vorzeitig zu verlängern. Noch bis kurz vor dem Verkauf an Basefit. Nicht nur diese Fitnessplus-Kunden fühlen sich um tausende von Franken geprellt und fordern eine Entschädigung bzw. die Rückerstattung des Fitnessabos.