SRF: Herr Vogt, Sie haben vor vier Wochen in «ECO» für ein Nein plädiert. Jetzt haben Sie Ihr Nein. Wie geht es nun weiter?
Valentin Vogt: Der Weg für eine neue Reform ist frei. Wir wollen die AHV sanieren, wir wollen die Mehrwertsteuer moderat erhöhen, das Rentenalter von Mann und Frau auf 65 angleichen und in einer zweiten Phase das BVG angehen.
Herr Wüthrich, das Rentenalter 65 für beide ist gestern ja eigentlich abgelehnt worden, oder?
Adrian Wüthrich: Herr Vogt vergisst zu sagen, dass er nicht allein als Gewinner dasteht. Auch die Linken haben gewonnen. Sie haben aufgezeigt: Das Rentenalter 65 für Frauen ist abgelehnt worden – zum zweiten Mal. Auch die Umwandlungssatz-Senkung ist zum zweiten Mal abgelehnt worden. Das stellt uns schon vor Probleme für eine weitere Lösung.
Herr Vogt, wollen Sie als Arbeitgebervertreter 67 als neues Rentenalter?
Valentin Vogt: Der Vorteil der Diskussion, die wir in den letzten fünf Jahren geführt haben, ist: Es ist uns gelungen, das Thema Rentenalter salonfähig zu machen. Einerseits finde ich es unfair, den Leuten, die jetzt 60 sind, zu drohen, dass sie bis 67 arbeiten müssen. Das halte ich für völlig falsch. So wird es auch nicht kommen.
Auf der anderen Seite: Leuten, die heute 40 sind, sollten wir reinen Wein einschenken. Sie sollen wissen, dass sie länger arbeiten werden. Ob das bis 66 ist oder länger, werden wir dann sehen.
Herr Wüthrich, steht das Rentenalter 67 nach dieser Niederlage für den Arbeitnehmerverband Travail Suisse zur Debatte?
Adrian Wüthrich: Wir wussten immer, wenn es ein Nein gibt, wird Valentin Vogts Seite das Rentenalter 67 bringen. Jetzt hören wir es. Wir werden uns dagegen wehren, das ist klar. Auch das Volk wird ein Rentenalter 67 nicht gutheissen.
Wir brauchen eine Vorlage, die keine Abbauvorlage ist. Herr Vogt hat vorhin skizziert, was seine Vorstellungen sind. Das ist eine reine Abbauvorlage, die noch viel weiter geht. Sie negieren die Lohnprozente, wir brauchen sie aber für eine sichere Finanzierung der AHV.
Wir brauchen auch das flexible Rentenalter. Auch das wäre Teil der Vorlage gewesen. Man hätte von 62 bis 70 arbeiten und flexibel in Rente gehen können. Ich hoffe, Sie sind bereit, das wieder in die Vorlage einzubauen. Nur so wird es zu schaffen sein. Denn die Leute haben heute schon Schwierigkeiten, bis 65 zu arbeiten.