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Nachhaltige Lebensmittel Die Westschweizer entdecken das Biogemüse

Der Anteil der Bio-Lebenmittel ist in der Westschweiz erstmals auf über zehn Prozent gestiegen. Das ist eine neue Entwicklung.

Der Anteil an biologisch angebauten Lebensmitteln ist in der Westschweiz erstmals über zehn Prozent gestiegen – und erstmals wurde davon mehr in der Romandie als in der Deutschschweiz verkauft. Jürg Schenkel, Leiter Marketing von Biosuisse, erklärt sich diese Veränderung so: «Bio ist in der Westschweiz durch viele Aktivitäten sichtbarer geworden.»

Zum Beispiel sei letztes Jahr erstmals in Genf ein lokaler Biomarkt durchgeführt worden. Er sei ein grosser Erfolg gewesen. Das zeige, dass das Bewusstsein gewachsen sei.

Genuss stehe im Vordergrund

Dass man sich in der Westschweiz mehr mit der Herkunft von Lebensmitteln auseinandersetzt, beobachtet auch der Waadtländer alt Nationalrat Joseph Zysiadis.

Er befasst sich schon lange mit dem Lebensmittelkonsum in der Westschweiz, als Direktor der Genusswoche und als Präsident von Slowfood Schweiz. In der Westschweiz sehe man Bio-Lebensmittel einfach anders, sagt Zysiadis: «Für die Romands ist der Genuss beim Essen wichtig.» In der Deutschschweiz esse man Bio, weil es gesund sei, in der Romandie, weil Bio-Lebensmittel mehr Geschmack hätten.

Eine andere Erklärung ist, dass es immer mehr Bio-Bauern in der Westschweiz gibt. Zwar sind es insgesamt immer noch weniger Bio-Betriebe als in der Deutschschweiz, dafür Betriebe mit grösseren Anbauflächen.

Loic Bardet, Geschäftsführer des Westschweizer Bauernverbandes, sagt, es seien «wirklich grosse Betriebe, die auf biologische Anbauweise umgestellt haben». Das erkläre die starke Entwicklung der letzten Jahre.

Wachstum auf beiden Seiten des Röstigrabens

Auch politisch haben sich die Westschweizer zuletzt anders geäussert als in der Deutschschweiz. Die Volksinitiativen für Fairfood und für Ernährungssouveränität wurden zwar in der Schweiz zwar abgelehnt, vier Westschweizer Kantone stimmten ihnen aber zu.

Die Frage, woher die Lebensmittel kämen, sei in der Westschweiz zuletzt wichtiger geworden, findet Rudi Berli von der alternativen Bauerngewerkschaft Uniterre: «Die Romandie holt im Trend zur nachhaltigen Ernährung auf im Vergleich zur Deutschschweiz auf. Das wird auch andauern.»

Das klingt nach grossen Unterschieden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass der Marktanteil in der Westschweiz nur geringfügig höher ist als in der Deutschschweiz. Überinterpretieren dürfe man das deshalb nicht, sagt Bardet vom Westschweizer Bauernverband.

Das Wachstum von biologischem Anbau sei aber nachhaltig und werde auf beiden Seiten des Röstigrabens weiter wachsen, da sind sich alle einig.

Rendez-vous vom 06.05.2020, 12:30 Uhr

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