Frischer Kaffee aus der Kapsel: Mit dieser vor gut 30 Jahren lancierten Idee revolutionierte die Schweizer Nestlé-Tochter Nespresso das weltweite Kaffee-Geschäft nachhaltig. Mittlerweile sind etliche Konzerne auf das Geschäft mit Kapseln aufgesprungen. Und haben Nespresso mit neuen Ideen die Stirn geboten, zum Beispiel in den USA. Der Schweizer Kaffee-Pionier reagiert mit Millionen-Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion in der Schweiz.
Die Nespresso-Forschung
Der Kolumbianer Alexis Rodriguez begrüsst Journalisten und Gäste aus Wirtschaft und Politik im neuen Forschungs-Zentrum von Nespresso in Romont im Kanton Freiburg. Die Smartphones der Besucherinnen und Besucher stapeln sich vor dem Eingang. Fotos sind hier strengstens verboten. Im licht-durchfluteten Gebäude konzentriert Nespresso seit kurzem die gesamte weltweite Forschung, und entwickelt neue Kaffee-Mischungen, wie der ehemalige Bauer und Kaffee-Experte erklärt. Neue Kaffees werden analysiert, geröstet, kombiniert und von Hand eingekapselt
48 Millionen Franken hat Nespresso in dieses Entwicklungszentrum und in weitere Projekte in Romont investiert. Und für weitere 43 Millionen sollen zwei zusätzliche Produktionsanlagen realisiert werden. Dort will Nespresso-Chef Jean-Marc Duvoisin die neuste Generation von Kapseln – Vertuo – produzieren.
«Diese Kapseln sind für grössere Tassen gedacht. Der Kaffee wird nicht mit Druck extrahiert, sondern mit Zentrifugalkräften», sagt Duvoisin. Die Kapseln seien wichtig, um gross in den amerikanischen Markt einzusteigen, wo dieser Typ Kaffee gefragt sei.
In den USA ein bisschen zu spät gekommen
Mittlerweile seien die USA der zweitwichtigste Markt für Nespresso, mit jährlichen Wachstumsraten von 20 Prozent. Doch der Platzhirsch auf dem US-Markt ist Nestlé-Konkurrent JAB. Die weltweite Nummer zwei im Kaffee-Geschäft hat sich vor drei Jahren den Kaffee-Konzern Keurig einverleibt. Dessen Kaffee-Kapsel-System ist in den USA weit verbreitet.
Doch trotzdem habe Nespresso als Kapsel-Pionierin das Amerika-Geschäft nicht verschlafen, wie Duvoisin sagt. «Aber tatsächlich sind die USA das einzige Land, in welchem ein Konkurrent den Nespresso-Kapseln zuvor gekommen ist. Mit klassischen Kapseln für Espresso hätte Nespresso da nicht landen können.» Mit den neuen Kapseln biete man nun einen Mehrwert. Dafür sei es nie zu spät.
Nun wartet der asiatische Markt
Nespresso will mit dem neuen System aber auch in Asien den Kaffee-Markt erobern, jetzt in Korea, später in China. Die Aufholjagd in den USA dürfte schwierig werden, sagt Analyst Patrik Schwendimann. Er beobachtet für die Zürcher Kantonalbank den Kaffee-Markt. Nestlé werde JAB in den USA nicht mehr vom Thron stossen können.
Aber der Konzern könne aus diesen Erfahrungen lernen, und nun frühzeitig in den asiatischen Markt einsteigen. «Asiaten – vor allem auch die Chinesen – trinken noch sehr wenig Kaffee. Dieser Raum wird das ganz grosse Kaffee-Eldorado für alle Marktteilnehmer. Es ist klar, dass Nestlé mit allen Marken versuchen wird, daran teilzuhaben. Das ergibt sicher Sinn.»
Produktion für die ganze Welt
Das freut die Westschweizer Wirtschaft. In Romont und zwei weiteren Fabriken in Orbe und Avenches werden sämtliche Kaffee-Kapseln für die Kundschaft rund um den Globus hergestellt.