«Ich benutze immer Maggi», erklärt die Verkäuferin Philomène Tchoffo auf dem Marché Central in der Stadt Douala in Kamerun. «Maschi», wie Maggi hier ausgesprochen wird, verkaufe sich gut. «Ça passe beaucoup sur le marché.»
Maggi, das ist in Afrika das flüssige Maggi-Aroma, wie man es in der Schweiz aus der Ménage auf jedem Restauranttisch kennt. Noch beliebter sind in Afrika aber die «Cube Maggi» – die Maggiwürfel, die in jedes Essen kommen.
120 Millionen Maggiwürfel pro Tag
Ob Saucen, Crevetten oder das kamerunische Nationalgericht Ndolé: Philomène Tchoffo würzt alles mit Maggi. Und sie ist nicht die einzige. 120 Millionen Maggiwürfel landen in Afrikas Kochtöpfen – pro Tag.
Afrika ist der grösste Absatzmarkt für Nestlés Maggiprodukte. In sechs afrikanischen Ländern stellt der Nahrungsmittelmulti Maggi her, auch in Kamerun. Im vierten Stock eines Hochhauses in Douala sitzt Gaétan Teje.
Er ist zuständig für Maggi in Zentralafrika. Dass sich die Marke in Afrika durchsetzen konnte, habe in erster Linie mit dem hiesigen Kochverhalten zu tun, sagt er. Auf dem Kontinent esse man sehr würzig. Maggi habe darum früh eine Alternative zum mühsamen Mörsern von Gewürzen angeboten.
Missionare hatten Maggiwürfel dabei
Der Maggiwürfel ist günstig, das Kochen damit geht schnell. Schon Missionare sollen ihn im Gepäck gehabt haben. Und mit zum Teil aggressiver Werbung – viele Märkte in Afrika sind in den Farben Gelb und Rot gehalten – schaffte es Nestlé, die Würze zum unentbehrlichen Bestandteil der Küche zu machen.
Doch Nestlé fürchte sich vor einem Imageproblem, erklärt Gaétan Teje: «Maggi wird zum Sündenbock gemacht, wenn Leute aus dem Gesundheitssektor behaupten, Maggi sei nicht gesund.» Denn das Problem sei nicht Maggi, sondern die sehr salzhaltige Küche in West- und Zentralafrika.
In Afrika wird vielerorts sehr viel Salz gegessen. Das fördert kardiovaskuläre Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Sie seien in Afrika auf dem Vormarsch, warnt die Weltgesundheitsorganisation.
Dies auch, weil Afrikanerinnen und Afrikaner sich immer weniger bewegen und zunehmen. Die WHO erarbeitet mit Regierungen Strategien, welche unter anderem weniger Salz in der Ernährung vorsehen.
Nicht mehr als fünf Würfel pro Mahlzeit
Laut der kamerunischen Herzstiftung leiden 40 Prozent der Bevölkerung an Bluthochdruck. Der Hauptgrund sei zu viel Salz, so die Stiftung. Nun will Nestlé den Salzgehalt bei Maggi reduzieren und hat selbst eine Kampagne lanciert: Nur noch fünf Maggiwürfel pro Essen, empfiehlt der Konzern.
Doch damit beisse Nestlé bei Kamerunern oft auf Granit, so der Nestlé-Vertreter Teje. Tatsächlich scheint die Überzeugungsarbeit nicht einfach.
Auch Faysal Bouba verkauft Maggi-Produkte auf dem Marché Central von Douala. Er hat davon gehört, dass mit Maggi sparsam umgegangen werden soll. Aber das funktioniere bei Afrikanern nicht, ist er überzeugt: «Die Weissen messen alles ab. Selbst den Zucker für den Kaffee! Wir Afrikaner wir schaufeln so viel rein, bis es süss genug ist. Oder eben salzig genug.»
Zwar würden gewisse Kameruner nun sogar behaupten, Maggi sei verboten. Doch das glaubt der junge Mann nicht. Nestlé hat für ihn eine sehr hohe Glaubwürdigkeit: «Ich vertraue Nestlé, das ist eine der besten Marken.» Und so werden auch in Zukunft Abermillionen von Maggiwürfeln tagtäglich in Afrikas Kochtöpfen landen.