Zum Beispiel eine Pflegefachperson: Sie könnte ihr Gespräch mit der Patientin direkt von einem Textroboter protokollieren lassen. Das Protokoll würde von KI weiter verwendet für die Administration oder für Abrechnungen.
Ein Szenario, das gemäss dem Berufsverband der Pflegefachfrauen und Fachmänner bald Realität werden könnte, sobald KI entsprechend entwickelt ist.
Für die Pflegefachleute würde das mehr Zeit und Raum für die Patientinnen und Patienten bedeuten. In anderen Worten: Sie könnten sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, während KI die Arbeit übernimmt, für die die Fachpersonen überqualifiziert sind.
Auch andere Berufe – etwa Lehrer – könnten durch KI effizienter werden.
Gemäss der internationalen Arbeitsorganisation ILO bedrohen Textroboter wie ChatGPT in reichen Ländern zwar vor allem Jobs im Bürobereich. Experten der Grossbank Goldman Sachs zeichnen ein dramatischeres Bild: Demnach sind ein Viertel aller Tätigkeiten durch KI ersetzbar. Auch in der Schweiz.
KI könnte Berufe attraktiver machen
Doch das bedeutet nicht zwangsläufig Arbeitslosigkeit. Viele Berufe - auch in der Administration - bestehen aus einer Vielzahl von Tätigkeiten, die teilweise, aber nicht vollständig von KI übernommen werden können. KI könnte die Jobprofile sogar erweitern und Berufe interessanter machen, wie Experten glauben.
Es gebe neben Risiken durchaus Chancen, sagt auch Ursula Häfliger vom Kaufmännischen Verband. Es käme aber ganz darauf an, wie Unternehmen KI konkret in der Praxis umsetzen – als reine Massnahme zur Automatisierung oder als Instrument, um Aufgaben zu erweitern respektive Jobprofile attraktiver zu machen.
Im Gegensatz zu anderen technischen Errungenschaften falle bei KI das hohe Tempo auf, mit dem die Entwicklungen voranschreiten, so die Expertin.
Dass der Mensch komplett von der KI verdrängt wird, glauben nur wenige Experten. Menschliche Fähigkeiten wie kritisches Denken würden in der Zukunft möglicherweise sogar noch wichtiger, prognostizierte der Microsoft-Chef kürzlich gegenüber Journalisten.
Was bedeuten diese Entwicklungen also für die Löhne?
Profitieren könnten in einer ersten Phase Personen, die mit KI umgehen können. Sie sind gesucht und werden darum gut bezahlt. Wie in den 1990-er Jahren als der Computer zum Standard-Instrument avancierte. Damals seien Löhne von bereits hochbezahlter IT-Spezialisten gestiegen, wie Sozialwissenschaftler Simon Walo erläutert. Er befasst sich an der Universität Zürich unter anderem mit Auswirkung von Technologie auf Arbeitsmärkte. Die mittleren Löhne hingegen kamen unter Druck.
Ob sich dieser Effekt mit der Einführung von bei KI wieder zeigt, ist noch völlig offen. Die Höhe der Löhne hängt von zahlreichen Faktoren ab, so zum Beispiel auch von der Verhandlungsmacht der Angestellten. Gemäss dem Arbeitgeberverband hat KI derzeit noch keinen Einfluss auf Lohnverhandlungen.
Denn offen ist auch, ob KI dazu beiträgt, Unternehmen effizienter und produktiver zu machen. Dann würde sich die Frage stellen, ob Arbeitgeber diese Gewinne weitergeben an die Angestellten.
Klar ist für Arbeitnehmer-Vertreter: KI wird früher oder später bei den Lohnverhandlungen eine Rolle spielen, denn das neue Werkzeug verändert die Art und Weise, wie wir arbeiten