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Neue Elefantenhochzeit? Fiat Chrysler könnte PSA den Weg auf den US-Markt ebnen

Kaum ist die geplante Elefantenhochzeit zwischen Fiat Chrysler und Renault geplatzt, verhandelt der italienisch-amerikanische Autokonzern bereits mit einem nächsten möglichen Partner – diesmal ist es der ebenfalls französische Opel-Mutterkonzern PSA.

Heute Morgen haben Fiat Chrysler und PSA in gleichlautenden Mitteilungen die Fusionsgespräche bestätigt. Ziel sei es, einer der führenden Mobilitätsgruppen der Welt zu werden. Dass Gespräche unterwegs sind, hat in der Nacht schon das Wall Street Journal enthüllt. Bereits heute Mittwoch sollen die Verwaltungsräte von PSA und Fiat Chrysler zusammenkommen, um die Fusion zu beraten. Ein Entscheid, in welche Richtung auch immer, könnte also bald kommen.

Sinnvolle Fusion

Industriell wäre eine Fusion zwischen Peugeot und Fiat Chrysler sinnvoll. Weil sich die zwei gut ergänzen. Für PSA ergäbe sich nach rund 30 Jahren Abwesenheit wieder ein Zugang zum US-Markt. Heute ist Peugeot, mit Marken wie Opel, Vauxhall, Citroen, DS, zu 80 % vom europäischen Auto-Markt abhängig. Einen amerikanischen Partner zu haben könnte notabene auch dann helfen, wenn US-Präsident Trump mit seinen Auto-Importzöllen gegenüber Europa wahrmachen sollte.

Für Fiat Chrysler ist eine Fusion mit einem Partner wie Peugeot schon fast überlebensnotwendig, weil der Italo-US-Konzern bei der Entwicklung von alternativen Antrieben, wie ElektroAutos, der Konkurrenz hinterherhinkt. Peugeot ist in dem Bereich zwar bei weitem nicht so stark wie Branchenleader VW oder auch Renault. Aber der Chef von PSA, der Portugiese Carlos Tavares, sagte kürzlich in einem Interview mit ParisMatch, man sei bereit für das neue Zeitalter, und ab 2025 würden alle Autos seines Konzerns entweder mit einem Hybrid oder Elektromotor ausgestattet sein.

Sicher ist: Zusammen wären Peugeot und Fiat Chrysler besser gewappnet, die riesigen Investitionen in die Elektromobilität zu stemmen. Reuters schätzt diese auf 300 Milliarden Dollar.

Gemeinsam die Nummer vier der Welt

Gemeinsam wären die zwei Autobauer die Nummer vier der Welt, mit knapp 9 Millionen Autos pro Jahr, momentan. Mehr Wagen kommen nur noch bei VW, Renault/Nissan und Toyota aus den Fabriken. Der gemeinsame Umsatz von Fiat Chrysler und Peugeot läge bei 180 Milliarden Euro. Und der neue Riese hätte 400'000 Mitarbeiter.

Doch wie gut stehen die Chancen, dass dieser Fusion mehr Glück beschert ist als jener von Fiat Chrysler und Renault? Gut, muss man sagen. Zum einen, weil der französische Staat bei PSA weniger Einfluss hat (12 % der Aktien) als bei Renault (15 %), zum anderen ist der Deal mit PSA einfacher. Denn anders als bei Renault besteht nicht noch eine komplexe Partnerschaft mit einem japanischen Konzern. Das war bei Renault/Nissan ja der Fall gewesen.

Rollen bereits verteilt

Zudem ist es auch nicht das erste Mal, dass der Chef von Peugeot, der Portugiese Carlos Tavares, mit dem Chef von Fiat Chrysler, John Elkann, über eine Fusion redet. Die zwei verstehen sich offenbar gut. Laut Wall Street Journal haben sie auch die Rollen bereits verteilt, sollte diese Fusion über die Bühne gehen: Carlos Tavares würde das operative Geschäft leiten, und Elkann würde Präsident. Elkann ist übrigens ein Spross der Fiat-Gründer-Familie Agnelli.

Die Gründerfamilie hält heute noch fast ein Drittel der Fiat Chrysler-Aktien und ist deshalb matchentscheidend, wenn es um eine Fusion geht. Last but not least: Schon vor zehn Jahren führten Fiat und PSA Gespräche über einen Schulterschluss. Doch Fiat kaufte damals …. Chrysler.

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