In der Theorie ist es klar: Grundsätzlich sollten mehr Güter auf der Schiene transportiert werden. Güterzug statt Lastwagen – das ist umweltfreundlicher. In der EU soll der Marktanteil des Schienen-Güterverkehrs in den kommenden Jahren fast verdoppelt werden, auf 30 Prozent. Und dies, obwohl die Kapazitäten auf der Schiene beschränkt sind. In der Regel hat der Personenverkehr Priorität, Güterzüge müssen warten, es gibt Verzögerungen im Transport. Die umliegenden Länder der Schweiz halten sich mit Investitionen in die Bahn-Infrastruktur zurück – in der Krise sowieso.
Die Güter-Verkehrs-Branche will denn auch die Prozesse verbessern, das Rangieren mit Waggons vereinfachen, automatische Kupplungen und Bremsproben, damit das Rangieren von Waggons schneller geht – ein Schritt zum Ein-Personen-Betrieb. Und auch selbstfahrende Züge sollen in der EU forciert werden. Digitalisierung der Waggons, damit die Transport-Unternehmen laufend den Warenfluss kontrollieren können.
Schneller, billiger, zuverlässiger
Auch für SBB Cargo und deren neue Chefin Désirée Baer ist die Effizienz ein grosses Thema. Schneller, billiger, zuverlässiger, dies bleibt ein Ziel für das Unternehmen. Dabei ist der Gütertransport ein knallhartes Geschäft, die Margen sind tief, erneut drohen rote Zahlen.
Mit der Pandemie wird das Geschäft nun noch schwieriger. In den ersten fünf Monaten des Jahres ist der Umsatz um zwischen 10 und 20 Prozent eingebrochen, die Chefin will die Schraube anziehen und noch mehr sparen. Baer rechnet mit Einbussen von 30 bis 60 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr.
Heute hat Désirée Baer eine Zwischenbilanz gezogen zu ihren ersten 100 Tagen an der Spitze des Unternehmens. Bei der Strategie bleibt die Chefin etwas oberflächlich. SBB Cargo müsse näher zum Kunden rücken, flexibler werden, sagt sie. Das ist klar, aber wie? Einfache Lösungen gibt es wohl nicht. Die Herausforderungen für den Schienentransport bleiben enorm: Die SBB-Cargo-Chefin steht vor einem Berg.