Als 1888 die erste Tankstelle der Welt eröffnet wurde, gab es dort neben dem Treibstoff nicht Brötchen und Gummibärchen zu kaufen, sondern Tabletten und Heilkräuter – denn die erste Tankstelle war eine Apotheke. Mit dem kleinen Laden im süddeutschen Wiesloch haben moderne Tankstellen allerdings nichts mehr gemein.
Ein Ort zum Verweilen
Eine Apotheke, die Treibstoff verkauft: Das passt nicht ins moderne Bild einer Tankstelle. Da stellt sich die Frage, ob das heutige Modell in Zukunft auch so veraltet scheinen wird. Grosse Einkaufsflächen, reihenweise Benzin-Zapfsäulen: Sieht so auch noch die Tankstelle der Zukunft aus?
Die Tankstelle wird nicht fundamental anders aussehen.
«Sie wird nicht fundamental anders aussehen», ist Daniel Hofer, Geschäftsführer von Migrol und Präsident der Erdöl-Vereinigung, überzeugt. Auch die Tankstelle der Zukunft werde verschiedene Dienstleistungen neben dem Tanken anbieten.
Zum Kiosk und der Autowaschanlage könnten etwa Treffpunkte hinzukommen, welche für eine kurze Zeit Entspannung und die Möglichkeit zum Austausch bieten. Auch mehr Gastronomie-Angebote seien möglich. Dies vor dem Hintergrund, dass ein Auto mit Strom aufzuladen deutlich länger dauert als Benzin zu tanken.
Noch sehr wenige Autos mit alternativen Treibstoffen
Denn neben fossilen Brennstoffen sieht Hofer auch für alternative Treibstoffe einen Platz an der Tankstelle: «Elektro laden an einer Säule, Auftanken von Wasserstoff an einer anderen Säule, auch Erdgas wäre möglich.» Bereits heute gibt es etwa 1900 Ladestationen für Elektroautos, Zapfsäulen für Erd- und Biogas oder Wasserstoff sind seltener.
Die Mineralöl-Firmen werden auch aufspringen, sobald die Stückzahl von alternativ betriebenen Fahrzeugen steigt.
Für die Zukunft gewappnet ist die Tankstelle von Säntis Energie in Herisau. Hier gibt es weder Benzin noch Diesel, sondern nur Biogas und Strom. Noch rentiert sich die Öko-Tankstelle allerdings laut Geschäftsführer Marc Zysset nicht: dafür sind noch zu wenige Autos mit diesen Treibstoffen auf den Schweizer Strassen unterwegs.
Wer ein neues Geschäftsmodell ausprobiert, bezahlt dafürauch die Kosten. Doch Zysset ist sich sicher, dass sein Modell Zukunft hat – und die Konkurrenz bald nachzieht: «Die Mineralöl-Firmen werden auch aufspringen, sobald die Stückzahl von alternativ betriebenen Fahrzeugen steigt.»
Benziner bleiben noch lange auf der Strasse
Das dürfte aber noch eine Weile dauern. Sogar wenn ab heute jeder Neuwagen mit alternativem Treibstoff fahren würde, dürfte es gut 20 Jahre dauern, bis keine Benziner und Diesel mehr auf der Strasse sind. So die Rechnung von Hermann Pengg, bei Audi verantwortlich für erneuerbare Treibstoffe. Und: «Es wird noch viel länger dauern.» Denn natürlich werden weiterhin Autos mit Verbrennungsmotoren verkauft.
Nicht in allen Fällen ist das Elektroauto die nachhaltigste Lösung.
Das sei auch berechtigt. Pengg ermahnt: «Nicht in allen Fällen ist das Elektroauto die nachhaltigste Lösung. In Ländern, wo Strom aus Kohle hergestellt wird, ist das Elektroauto möglicherweise die schlechtere Lösung als der Verbrennungsmotor.»
Einig sind sich alle, dass die Tankstelle der Zukunft nicht nur Benzin, Diesel und Kioskware anbieten wird. Doch welche Treibstoffe sich durchsetzen und wie sie möglichst nachhaltig produziert werden, bleibt ein Streitpunkt.