- Zwei Tage, nachdem Donald Trump die Abkehr von den Pariser Klimaverpflichtungen erklärt hat, geht der norwegische Staatsfonds in die andere Richtung: Er will von Banken, an denen er beteiligt ist, wissen, welche Auswirkungen ihre vergebenen Kredite auf das Klima haben. Wie Klima-schädigend, oder Klima-freundlich die Kreditempfänger also sind.
- Das kündigte der Chef des Staats-Fonds in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters an. Betroffen sind Banken wie HSBC oder die Deutsche Bank – aber auch die Credit Suisse.
Nach der weltweiten Kritik, die das Nein von US-Präsident Trump zum Pariser Klimaabkommen ausgelöst hat, stösst die Ankündigung des norwegischen Grossinvestors auf Wohlwollen. So sagt der Schweizer Klimaforscher Thomas Stocker:
Jedes grössere Engagement nach diesem Akt der globalen Verantwortungslosigkeit ist enorm wichtig.
Es brauche jetzt mehr Engagement der bereits engagierten Länder, es brauche aber auch ein dezidiertes Engagement der Wirtschaft und der Finanzwelt.
Der norwegische Staatsfonds ist dank seiner Grösse der wichtigste Fonds der Welt. Knapp ein Viertel seiner Anlagen hält er im Finanzsektor. Dazu zählt auch die Crédit Suisse. «Die Tatsache, dass das wirklich ein grosser Investor in einem engagierten Land ist, ist das doch eine bedeutende Ankündigung», sagt Stocker weiter.
Positiver erster Schritt
Es sei auch ein konsequenter nächster Schritt: «Wir sehen ja, dass die Pariser Vereinbarung nicht zuletzt auch deswegen zustande gekommen ist, weil es breite Unterstützung in der Wirtschaft und in der Finanzwelt im Vorfeld dieser Vereinbarung gegeben hat», so Stocker.
Auch bei der Bankenexpertin Heffa Schücking von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation «Urgewald» stossen die Pläne des norwegischen Staatsfonds auf Zustimmung: «Ja ich würde das als einen sehr positiven ersten Schritt einschätzen, aber ich glaube, dass die Forderung an die Banken, speziell an die Schweizer Banken, viel weiter gehen müssen.»
Direkte Finanzierung von Kohlekraftwerken nur ein Bruchteil
Denn sowohl UBS als auch Crédit Suisse gehörten weltweit nach wie vor zu den zehn wichtigsten Finanzieren der Kohleindustrie. Beide Banken hätten unlängst zwar eine neue Kohle-Politik angekündigt, aber diese Schritte blieben weit hinter denen anderer Grossbanken zurück. Denn sowohl Crédit Suisse wie UBS schlössen nur die direkte Finanzierung neuer Kohlekraftwerke aus, zudem nur in OECD-Ländern, also Industrieländern, sagt Schücking. «Allerdings sind 90 Prozent aller Kohlekraftwerke, die geplant sind ausserhalb dieser OECD-Länder.»
Was hinzukommt: Die direkte Finanzierung macht nur einen Bruchteil der Kohle-Finanzierung aus. Der grösste Teil erfolge indirekt, über Kredite an Firmen, die damit neue Kohlekraftwerke- oder Minen finanzierten. Diese indirekte Finanzierung schliessen aber weder Crédit Suisse noch UBS in ihrer Firmenpolitik aus.
Grosse Banken finanzieren Kohleindustrie
Dass die klimaschädliche Kohle auch in Zukunft noch ein grosses Thema ist, zeigt eine noch unveröffentlichte Studie von «Urgewald». Demnach sind weltweit 850 Megawatt an neuer Kohlekapazität geplant – das ist vier Mal so viel wie diejenige ganz Indiens. «Wenn diese Kohlekraftwerke alle gebaut werden, dann gibt es überhaupt gar keine Chance, den Klimawandel auf zwei Grad zu begrenzen», sagt Heffa Schücking.
Hinter den Firmen, die neuen Kohlekraftwerke finanzieren, steckten zumeist grosse Banken – wie die Crédit Suisse.
Dass Grossbanken sich von internationalen Klimaabkommen nicht unbedingt beeindrucken lassen, zeigt ein Rückblick auf das Kyoto-Protokoll, das als Meilenstein der internationalen Klimapolitik gilt und 2005 in Kraft getreten ist.
«Wir haben festgestellt, dass zwischen 2005 und 2014 die Finanzierung der globalen Kohleindustrie durch internationale Grossbanken um fast 400 Prozent gestiegen ist», sagt die Bankenkritikerin. Wenn die Banken sich vom Pariser Klimaabkommen genauso wenig beeindrucken lassen, dann dürfte es noch weniger Chancen geben, die Klimaziele zu erreichen.
Aber auch die Norweger sind nicht heilig
Ob die Crédit Suisse auf Druck ihres norwegischen Grossinvestors nun reagieren wird, wollte sie auf Anfrage nicht verraten. Die Gespräche seien nicht öffentlich.
Ganz unbescholten sind übrigens auch die Norweger nicht: Der Fonds hat sein Geld pikanterweise mit Erdöl gemacht – auch nicht gerade ein klimafreundlicher Rohstoff.