Darum geht es: Der Reisekonzern FTI meldet Insolvenz an. Die FTI Touristik GmbH, Obergesellschaft der FTI Group, des drittgrössten europäischen Reiseveranstalters, werde beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen, teilt das Unternehmen mit. Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab Dienstag nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können. Anträge für weitere Konzerntöchter dürften in den nächsten Tagen folgen, schreibt der Konzern in einer Mitteilung.
Was bedeutet die Insolvenz für Kunden, die beim Konzern Reisen gebucht haben oder im Moment mit FTI unterwegs sind? Grundsätzlich sind alle neuen Reisen jetzt abgesagt. Für jene, die unterwegs sind, sollen Rückreisemöglichkeiten organisiert werden. FTI arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, «dass die bereits angetretenen Reisen auch planmässig beendet werden können». Wo dies nicht möglich sei, werde eine Rückreise zum ursprünglichen Abflugort organisiert. Wie viele Reisende betroffen sind, war zunächst unklar.
Sind auch Kundinnen und Kunden in der Schweiz betroffen? In der Schweiz ist FTI ein mittelgrosser auf Pauschalreisen spezialisierter Reisekonzern. In Hinblick auf die bevorstehenden Sommerferien dürften laut Matthias Heim von der SRF-Wirtschaftsredaktion auch hierzulande einige Tausend Reisende betroffen sein. Auch wer in der Schweiz eine Pauschalreise gebucht hat, soll soweit abgesichert sein und Geld zurückerhalten. Dies ist laut dem SRF-Redaktor die Einschätzung des Schweizer Reiseverbandes, weil dies so gesetzlich vorgesehen sei.
Warum ist FTI in die Insolvenz gerutscht? Die FTI Group mit etwa 11’000 Beschäftigten war in der Corona-Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten. Das Unternehmen musste mit Staatsgeldern gestützt werden und erhielt insgesamt 595 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Davon hat FTI laut Medienberichten bisher nur eine mittlere zweistellige Millionensumme zurückgezahlt. Zuletzt wollte ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestors Certares die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal allerdings noch zustimmen, bevor die Übernahme wirksam wurde. Dieser Zeitraum wurde FTI offenbar zum Verhängnis.