Wer bislang sein Elektroauto als Occasion verkaufen wollte, musste meist hohe Preisabschläge in Kauf nehmen. Besonders die Batterielaufzeit war für potenzielle Käufer eines Gebrauchtwagens ein Grund zur Vorsicht. Doch die neusten Zahlen zeigen, die Restwerte von Elektroautos, also die Preise auf dem Sekundärmarkt, haben in den letzten Jahren zu den Benzin- und Dieselfahrzeugen aufgeschlossen.
Wer aktuell sein E-Auto als Occasion verkauft, erhält im Durchschnitt also nahezu gleich viel Geld wie für ein Benzin- oder Diesel-Occasion. Dahinter wiederum steht die steigende Nachfrage nach solchen Autos, sagt Daniel Schaller vom Autohaus Hutter in Winterthur. «Wir stellen fest, dass die Nachfrage bei Elektrofahrzeugen massiv gestiegen ist. Vor allem Autos, die älter sind oder die einige Kilometer mehr haben, sind heute auf dem Sekundärmarkt gesucht.»
Handel mit E-Occasionen wird weiter wachsen
Dass Nachfrage und damit Preise von reinen Elektroautos auf dem Schweizer Occasionsmarkt wieder einbrechen, ist derzeit wenig wahrscheinlich.
Vor allem Autos, die älter sind oder die einige Kilometer mehr haben, sind heute auf dem Sekundärmarkt gesucht.
Laut Philipp Zimmermann, dessen Unternehmen Auto-i-Dat seit Jahrzehnten sämtliche Daten von Personenwagen, Nutzfahrzeugen und Motorrädern, die in der Schweiz zugelassen sind, für die Branche erfasst, sprechen mehrere Gründe dafür, warum der Occasionshandel mit reinen Elektroautos weiter wachsen wird. «Heute sind bei Elektrofahrzeugen neben kleinen Einstiegsmodellen und grossen SUV auch Mittelklassewagen sehr gut vertreten. Dazu kommt, dass die Konsumenten heute verstehen, dass die Reichweiten grösser sind, die Batterien länger halten und die Betriebskosten tiefer sind.»
E-Occasionen verkaufen sich schneller
Doch nicht nur die Preise für Elektro-Occasionsautos sind gestiegen, E-Fahrzeuge verkaufen sich auch rascher als Benziner oder Diesel. Im Durchschnitt dauert es 71 Tage bis sie einen neuen Fahrzeughalter finden. Dies beobachtet auch Daniel Schaller. «Die Autos drehen relativ schnell. Wenn wir ein solches Auto heute «Online» stellen, auf die verschiedenen Plattformen, dann finden wir ziemlich schnell einen Käufer. Oder wir versuchen auch, unsere bestehende Kundschaft mit solchen Fahrzeugen zu bedienen.»
Noch ist der Anteil der reinen Elektroauto-Occasionen am Gesamtmarkt bescheiden. Doch laut Schaller wird dies nicht so bleiben. «Ich glaube, der Garagist hat per se Benzin im Blut. Das muss sich jetzt aber ändern, dass das Benzin in Ampère-Käferchen gewandelt wird. Und da müssen wir jetzt einfach dabei sein und mitmachen. Und ja, es wird einen Wandel geben.»
Marktanteil bei Neuzulassungen deutlich höher
Bei den Neuzulassungen sind alternative Antriebe bereits seit längerem keine Nische mehr. Laut dem Verband Auto-Schweiz kommen alternative Antriebe in diesem Jahr bislang auf einen Marktanteil von 55.3 Prozent bei den neu zugelassenen Autos. Rein elektrisch betriebene Personenwagen erreichten zwischen Januar und August im Durchschnitt einen Marktanteil von 22.6 Prozent.
Mehrere Faktoren könnten die Nachfrage nach E-Autos wieder etwas dämpfen. Bislang zeigen sich die Versorgungssicherheit, steigende Strompreise und die Ausweitung der Automobilsteuer auf Elektroautos nicht in den Zahlen, weder auf dem Primär- noch auf dem Sekundärmarkt. Im Gegensatz zur verbesserten Batterielaufzeit könnten diese Faktoren für potenzielle E-Auto-Käuferinnen in Zukunft aber eher wieder ein Grund zur Vorsicht sein.