Es ist der vielleicht grösste Flop in der Geschichte der Schweizer Luxusgüterindustrie. Richemont mit den Marken Cartier, IWC und Montblanc kündigte heute in seinem Jahresbericht erneut einen Abschreiber von 1.3 Milliarden Euro an. Der Wert des Onlinegeschäfts wird nach unten korrigiert.
Die Rechnung geht nicht auf
Bereits vor zwei Jahren hat das Unternehmen 2.7 Milliarden Euro abgeschrieben, zusammengerechnet also 4 Milliarden, die der Konzern mit dem Onlinegeschäft in den Sand gesetzt hat. Mit anderen Worten: Richemont hat sich verrechnet. Die Verkäufe von teuren Produkten über das Internet sind viel schwieriger als erwartet.
In der Zeit der Pandemie konnte das Onlinegeschäft zwar zulegen. Inzwischen sind solche Onlineverkäufe von teuren Produkten wie Handtaschen, Uhren und Schmuck aber wieder rückläufig, zumindest auf der Plattform von Richemont.
Dabei hatte es doch so vielversprechend begonnen. Richemont hat bereits vor fast 20 Jahren im Onlinegeschäft Fuss gefasst und wurde dafür auch gelobt. Man hatte damals den Eindruck, Richemont habe den Trend der Online-Verkäufe früher erkannt als die Konkurrenz.
Investitionen und Partnerschaften
Im Verlauf der Jahre investierte Richemont immer mehr in den Onlinebereich und übernahm die Onlineplattform Joxnet-Aborte. Das ist die weltweit grösste Plattform für teure Produkte, vor allem auch teure Kleidermarken wie Armani, Gucci, Saint Laurent. Alle wichtigen und grossen Modelabels sind auf der Plattform von Richemont vertreten.
Doch damit nicht genug. Vor vier Jahren kündigte Richemont eine Partnerschaft mit zwei Giganten im Onlinegeschäft an: mit Alibaba aus China und Farfetch aus Grossbritannien. Die Idee war damals, eine globale Onlineplattform für den Kauf von Uhren und Schmuck aufzubauen, sodass auch andere Uhrenhersteller ihre Luxusgüter über die Plattform verkaufen könnten.
Richemont zieht Schlussstrich
Nun zeigt sich: Das hat nicht funktioniert. So waren die anderen Hersteller von Uhren und Schmuck misstrauisch, ihre Produkte über die Plattform von Richemont zu verkaufen. Hinzu kommt das Problem der Sicherheit. Wenn man Uhren im Wert von mehreren Tausend Franken kauft, dann will man sicher sein, dass unterwegs nichts schiefläuft. Man kauft das Produkt lieber direkt in den Läden und Boutiquen.
Die Folge davon: Richemont gibt seine ehrgeizigen Pläne auf und will seine Plattform Joxnet Aborte verkaufen, und zwar noch in diesem Jahr. Damit zieht der Konzern einen Schlussstrich unter das Onlineabenteuer.