Der Kontrast zum letzten Jahr ist frappant: Drückte damals noch die Sorge um die gravierenden Folgen der Pandemie auf die Stimmung, ist sie nun grossmehrheitlich positiv. Teils sogar fast euphorisch – beispielsweise bei Martin Hirzel, dem Präsidenten des Industriebranchenverbandes Swissmem: «Die Geschäftslage der Schweizer Industrie ist ausgezeichnet. Alle Indikatoren zeigen aufwärts: mehr Aufträge, mehr Umsätze, mehr Exporte.»
Oder Eric Schmid von Elevate Partners, der Neulingen in der Firmenwelt zu Kapital verhilft, sagt: «Die Start-up-Szkene ist am Turnaround. Es gibt Rekordfinanzierungen. Die Leute verweisen auf 1999 oder die Zeit kurz vor 2008.» Es gebe zurzeit Schweizer Firmen mit Bewertungen von mehr als einer Milliarde Franken.
Künstliche Intelligenz im Homeoffice nützlich
Einige sind gar regelrechte Krisengewinner: Zu ihnen gehört Marc Vontobel von Starmind, der mit einer Software die Zusammenarbeit unter Angestellten eines Unternehmens vereinfachen will.
«Die künstliche Intelligenz lernt automatisch, wer in einem grossen Unternehmen was weiss. Sie bringt die Leute, die eine Frage haben, mit denen zusammen, die eine Antwort haben. Dadurch ist diese Technologie gefragter denn je.»
Das erste Mal seit 25 Jahren – seitdem ich in dieser Branche arbeite – wird in der breiten Öffentlichkeit thematisiert, wie wir arbeiten wollen, warum wir überhaupt ins Büro gehen.
Krisengewinner ist auch Oliver Hauri von Haworth. Er richtet Büros ein. Zu Beginn der Pandemie kämpfte auch er mit Problemen, Bauarbeiten wurden sistiert. Aber Corona mit dem breitflächigen Homeoffice hat seinem Geschäft Schub verliehen: «Weil das erste Mal seit 25 Jahren – seitdem ich in dieser Branche arbeite – in der breiten Öffentlichkeit thematisiert wird, wie wir eigentlich arbeiten wollen, warum wir überhaupt ins Büro gehen und was digital möglich ist.»
Lieferengpässe beim Material
Es läuft also relativ rund in der Wirtschaft. Teils gar zu rund: Inzwischen kämpfen etliche Firmen mit Lieferengpässen beim Material, das sie benötigen. Sabina Schumacher-Heinzer vom Maschinenzulieferer Tecalto ist einmal mehr gefordert. «Am Ende fehlt immer etwas: Entweder sind es die Aufträge, das Personal oder es fehlt an Material», sagt sie.
Sie ist einfach heil froh, dass ihr Leben als KMU-Chefin heute deutlich einfacher ist als noch vor einem Jahr, als statt Material die Aufträge fehlten. Und so geht es momentan den meisten in Interlaken: Die Pandemie ist in den Hintergrund gerückt.