Eine solche Pandemie hat die Welt noch nie gesehen – entsprechend schwierig ist es, ihre wirtschaftlichen Folgen abzuschätzen. Doch genau das ist die Aufgabe der Konjunkturforscherinnen und -forscher landauf landab.
Heute Montag haben diejenigen des Bundes ihre neuste Prognose präsentiert: Sie ist im Vergleich zur letzten Schätzung vom Juni deutlich optimistischer. Demnach wird das Bruttoinlandprodukt BIP der Schweiz in diesem Jahr «nur» um 3.8 Prozent einbrechen, und nicht wie ursprünglich befürchtet um über 6 Prozent.
Zuversichtlicher als die Berufsgilde
Auch andere Ökonominnen und Ökonomen haben ihre BIP-Prognosen jüngst aufgehellt, und zwar deutlich. Denn die Schweizer Wirtschaft schlägt sich tatsächlich deutlich besser als noch im Frühsommer erwartet. Das belegen unter anderem die Zahlen zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal.
Im prognostischen Quervergleich sind die Schätzungen des Bundes aber deutlich optimistischer als diejenigen der SNB (2020: rund minus 5 Prozent), der UBS oder des Forschungsinstituts BAK Economics (2020: jeweils minus 4.5 Prozent). Und auch das Kleingedruckte – sprich der Hinweis auf allfällige Risiken – fällt in der Medienmitteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO nicht allzu alarmistisch aus.
Steigende Fallzahlen trüben Prognosen bisher kaum
Das kontrastiert mit den Fallzahlen, die aktuell im In- und Ausland deutlich steigen. Einige Länder auch hier in Europa fürchten gar, dass die Pandemie das Gesundheitssystem überfordern könnte. Reihum werden wieder zahlreiche, teils einschneidende Einschränkungen verhängt, etwa beim Reisen, in der Gastronomie, im Nachtleben oder bei privaten Versammlungen und Familienfeiern.
Die Zuversicht der Ökonomen des Bundes lässt sich wohl so interpretieren: Sie glauben nach wie vor daran, dass die Schweiz (und Europa) einen Umgang mit der Pandemie finden wird, dass die Ansteckungen unter Kontrolle bleiben, und dass die Regierung ihre Beteuerung aufrechterhalten kann, keinen zweiten Lockdown zu verhängen.
Ob die Zuversicht der Konjunkturforschenden landauf landab berechtigt ist, hängt davon ab, ob sich die Pandemie ans Drehbuch hält.