Seit Corona erlebt die Post einen Paketboom. Für die Pöstlerinnen und Pöstler steigt damit der Druck. Postchef Roberto Cirillo sagt, wie er die Mitarbeitenden entlasten will.
SRF News: Corona, Black Friday, Weihnachtszeit: Letztes Jahr haben die Pöstlerinnen und Pöstler 190 Millionen Pakete ausgeliefert und viele Überstunden gemacht. Wie wollen Sie verhindern, dass es dieses Jahr wieder so weit kommt?
Roberto Cirillo: Wir haben schon jetzt, Mitte des Jahres, fast 600 neue Stellen geschaffen. Netto, also mit Zu- und Abgängen, hat die ganze Post fast 500 Mitarbeiter mehr. Das ist ein signifikanter Zuwachs. Wir verteilen die Last also auf mehr Schultern, um eine bessere Auslastung zu erreichen. Und wir haben die Weihnachtsplanung schon im August gestartet.
Das ist also früher als letztes Jahr?
Ja, das ist etwas früher. Ausserdem können wir die Ressourcen auf der Brief- und Paketseite jetzt so einplanen, dass wir die Weihnachtsphase besser gestalten können. (Anm. d. Red.: Die Post hat die einst getrennten Bereiche Brief und Paket per Anfang Jahr organisatorisch zusammengelegt.)
Im Geschäftsbereich Pakete haben Sie – im Gegensatz zum Bereich Briefe – Konkurrenz. Andere Anbieter wollen in dieses Geschäft einsteigen, setzen zum Teil tiefere Preise und erhöhen den Druck. Wird dieser Druck an die Mitarbeitenden weitergegeben?
Der Druck im logistischen Bereich ist natürlich hoch. Unsere Mitarbeitenden arbeiten sehr viel und sehr hart, das kann man nicht bestreiten. Andererseits sind wir in einem Umbruch. Der ganze Sektor erlebt eine massive Beschleunigung und Transformation. Vor drei Jahren befürchteten die Briefträger, dass sie keine Arbeit mehr haben werden. Sie sorgten sich um ihre Jobs. Jetzt sind wir in der glücklichen Lage, dass wir durch die Zusammenführung der Geschäftsbereiche und das Zusatzvolumen bei den Paketen Arbeit zur Verfügung stellen können. Aber es wird ein oder zwei Jahre dauern, bis wir wieder in einen normalen Betrieb kommen.
Glauben Sie, dass der Paketboom weitergeht? Er wurde ja teilweise ausgelöst durch Corona.
Unsere Erwartungen haben sich nach Corona in der Tat geändert. Wir dachten, wir würden in den nächsten zehn Jahren die 200-Millionen-Grenze erreichen – jetzt erreichen wir sie schon dieses oder nächstes Jahr. Wir denken, wir werden in den nächsten zehn Jahren eher bei 250 Millionen Paketen landen. Das Wachstum wird nicht so weitergehen wie letztes und dieses Jahr, aber es wird weiterhin in einem hohen einstelligen Bereich liegen.
Es werden also auch höhere Investitionen in die Logistikcenter nötig.
Wir haben jetzt drei neue Sortierzentren freigegeben, die im Laufe des Jahres 2022 in Betrieb genommen werden. Gleichzeitig haben wir schon zwei weitere Standorte identifiziert, die wir in den nächsten Monaten freigeben werden. Es sind grosse Investitionen, die auf uns zukommen. Aber unsere neue Strategie – wir setzen auf kleinere, regionale Zentren – hilft uns, uns anzupassen, je nachdem wie sich die Liefermenge über die Jahre hinweg entwickeln wird.