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Palace, Mirador, Grandhotels Chinesen schnappen sich Schweizer Luxushotels

Chinesisches Kapital strömt in die internationale Hotellerie. Besonders gross ist der Hunger nach Luxushotels. Auch die Schweiz spürt den Trend.

Die seit Jahrzehnten anhaltende Blüte des chinesischen Wirtschaftswunders hat eine Klasse von Grossinvestoren geboren. Es wurde viel Kapital gewonnen, das nun angelegt werden muss. Unter den Investoren sind sowohl Private als auch Firmen, die zuweilen staatlich kontrolliert werden.

Sie investieren nicht nur in Technologiefirmen, sondern auch in Hotels. 2016 war in dieser Hinsicht ein Rekordjahr. Für 16 Prozent der weltweiten Hotelinvestitionen waren Chinesen besorgt. 2014 lag ihr Anteil noch bei nur einem Prozent.

Chinesen investieren immer mehr in Hotels.
Legende: Chinesen investieren immer mehr in Hotels. SRF

Die chinesischen Investoren bevorzugen Prestigeobjekte. Bekanntester Fall: Der Kauf des Waldorf Astoria, des glamourösen New Yorker Luxushotels, durch eine chinesische Versicherungsgesellschaft.

Chinese wird Innerschweizer Hotelkönig

Da verwundert es nicht, dass auch die Schweizer Hotellerie im Visier ist: Alpenreisen standen an der Wiege des modernen Tourismus und das hiesige Hotelgewerbe profitiert noch immer vom Glanz der Geschichte.

In den vergangenen sechs Jahren gingen acht Schweizer Luxushotels in chinesischen Besitz über, zuletzt das Mirador oberhalb des Genfersees.

Ein Investor sticht heraus: Yunfeng Gao. Der Multimillionär aus der südchinesischen Stadt Shenzen ist mit einem Lasertechnologieunternehmen reich geworden und investiert sein Vermögen jetzt unter anderem in Innerschweizer Luxushotels.

In Engelberg baut Gao baut das Grandhotel Europäischer Hof aus der Belle Epoque in ein 5-Sterne-Haus um. In Melchsee-Frutt hat er zwei 4-Sterne-Hotels neu errichtet und in Luzern das luxuriöse Jugendstilhotel Palace Luzern direkt am Vierwaldstättersee erstanden.

Einkaufstour geht weiter

«Das Palace ist nicht mehr ganz zeitgemäss. Deshalb investieren wir jetzt sehr viel in das Hotel und bringen es wieder zu seinem alten Glanz», sagt Gao. Skepsis gegenüber der plötzlichen Erscheinung des chinesischen Kapitals in der Schweizer Hotellerie kann der Grossinvestor zwar nachvollziehen, doch er ist überzeugt: «Es ist eigentlich auch eine grosse Chance für die Schweiz, für die Schweizer Hotellerie. Wenn das Geld hier investiert wird, hilft das dem Schweizer Tourismus.»

Yunfeng Gaos Hunger nach Schweizer Hotels bleibt ungebrochen. «Wir haben bereits das nächste Objekt im Visier», kündet der 50-jährige Unternehmer an. Gao scheint fest an die Zukunft des Schweizer Tourismus zu glauben.

Nur: Die Zahl der Gäste aus Gaos Heimatland ist 2016 geschrumpft. Die Übernachtungen von chinesischen Touristen brachen um 18 Prozent ein. Allerdings zeigen die jüngsten Zahlen wieder einen Anstieg und insgesamt wird mittlerweile jede siebte von allen Übernachtungen ausländischer Touristen von einem Chinesen oder einer Chinesin bezahlt.

«Unser Ziel ist die gehobene Klasse»

Der Rückgang von 2016 beeindruckt den studierten Ingenieur nicht: «Meiner Meinung nach ist vor allem der Massentourismus zurückgegangen. Unser Ziel ist es aber, die gehobene Klasse anzuziehen.»

Die nächste Generation chinesischer Schweizreisenden denke anders. Sie wolle nicht mehr in fünf Tagen durch ganz Europa touren, sondern länger an einem Ort bleiben. Für diese wachsende Gruppe von wohlhabenden Individualtouristen will Gao ein attraktives Angebot bereitstellen.

Seine Schweizer Hotels seien ihm jedoch nicht nur Renditeobjekte, sondern auch eine Herzensangelegenheit. «Ich mag die Schweiz sehr, sehr gern», sagt der Unternehmer. Er wolle Deutsch lernen und könne sich gut vorstellen, seinen Lebensmittelpunkt dereinst in die Schweiz zu verlegen.

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