SRF News: Was erhoffen Sie sich vom Klimatest bei den Pensionskassen und Versicherungen?
Silvia Ruprecht: Einerseits möchten wir so eine breite Sensibilisierung für das Thema anstossen. Andererseits gehen wir davon aus, dass wir in Zukunft einmal gegenüber UNFCCC (UNO-Rahmenübereinkommen über Klimaveränderungen von 1992) rapportieren müssen, wie klimaverträglich die Finanzflüsse in der Schweiz sind. Mit der Meta-Analyse aus der Umfrage erhalten wir eine für diesen Zweck hoffentlich gute Datengrundlage.
Wie wird genau gemessen, ob Aktien oder Unternehmensobligationen klimaverträglich sind?
Das Klimaverträglichkeitsmodell basiert auf einer Grundlage der Internationalen Energieagentur (IEA). Sie hat mit Modellen errechnet, in welcher Weltregion im Jahr 2050 welche Technologien angewendet werden. Das Modell zeigt, wie viel Öl oder Erdgas dort verbraucht und wie viel Energie aus erneuerbaren Quellen produziert werden muss, damit das Klimaziel von zwei Grad globaler Erwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent erreicht werden kann. Dieser sogenannte Technologiepfad wird hinterlegt. Sodann hat das Modell auch intelligente Industriedaten zur Verfügung, mit dem die Finanzdaten verknüpft werden. So kann jeder Investor sehen, ob die Unternehmen, die er in seinem Portfolio hat, sich heute auf dem Zielpfad befinden und in welche Richtung sie sich in den nächsten fünf Jahren bewegen wollen. Beispielsweise wird sichtbar, ob ein Energieunternehmen noch über viele fossile Energiereserven verfügt, welche es ausbeuten will, oder ob ein Energiekonzern bereits daran ist, sich auf die erneuerbare Energieerzeugung auszurichten. Diese Daten ermöglichen es dem Investor zu sehen, ob er selber sich auf dem Zielpfad der IEA befindet oder nicht.
Die Pensionskassen und Versicherungen haben ihre Daten jetzt eingereicht. Wie geht es konkret weiter?
Die Daten werden jetzt bereinigt und analysiert. Ende September erhalten die teilnehmenden Investoren einen individuellen Bericht. Sie entscheiden selber darüber, ob sie diesen veröffentlichen wollen. Ende Oktober erhalten wir vom Bund eine anonymisierte Meta-Analyse, die auch weitere Grundlagenszenarien und Zusatzinformationen erhält. Diese Meta-Analyse wird publiziert.
Das Gespräch führte Klaus Ammann.