Ein Viertel des Schweizer CO₂-Ausstosses stammt aus Gebäuden. Ein bedeutender Teil von ihnen ist in der Hand von Pensionskassen: Sie besitzen Liegenschaften im Wert von rund 285 Milliarden Franken. Die Pensionskassen haben also mit ihren Immobilien viel Einfluss auf dem Weg der Schweiz zu netto null CO₂ bis 2050.
Es sind Zahlen, die wir in dieser Form noch nie gesehen haben.
SRF wollte von grossen Pensionskassen wissen, wo sie mit ihren Liegenschaften in energietechnischer Hinsicht stehen. Donato Scognamiglio vom Immobilien-Beratungsunternehmen Iazi hat für SRF die Umfrage analysiert: «Es ist eine sehr spannende Umfrage. Es sind Zahlen, die wir in dieser Form noch nie gesehen haben.»
Die Ergebnisse der Umfrage machten deutlich, dass alle angefragten Pensionskassen bemüht seien, den CO₂-Ausstoss ihrer Immobilien zu senken: «Es sind nicht mehr nur Greta oder Jungs, die sich irgendwo ankleben – die Message ist bei den Immobilienportfolio-Managern angekommen.»
Trotz Engagement ist der Handlungsbedarf gross. Die Umfrage zeigt, dass der Anteil von Öl- und Gasheizungen nach wie vor hoch ist: Er liegt bei fast allen Pensionskassen über dem Schweizer Schnitt von 58 Prozent.
Donato Scognamiglio führt das darauf zurück, dass die Pensionskassen zum Teil viele Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren in ihrem Besitz haben.
Viele Gebäude mit Öl- oder Gasheizung und schlechter Dämmung: Das schlägt sich auch im CO₂-Verbrauch pro Quadratmeter Energiebezugsfläche nieder: Teilweise beträgt er bei den Immobilien der angefragten Pensionskassen 20 und mehr Kilogramm CO₂ pro Quadratmeter. «Ich hätte jetzt irgendwo mit 15 Kilogramm pro Quadratmeter und Jahr gerechnet», sagt der Immobilien-Experte.
Die Pensionskassen bewegen sich in einem Spannungsfeld: Sie müssen eine angemessene Rendite auf ihren Anlagen erzielen, um die Vorsorgegelder ihrer Versicherten zu verzinsen. Gleichzeitig sollten sie ihre Immobilien klimamässig auf den neusten Stand bringen.
Nachhaltigkeit kostet
Oliver Diethelm, Geschäftsführer der Pensionskasse Schaffhausen, zeigt anhand zweier Beispiele, was das bedeutet. Bei drei Liegenschaften in St. Gallen mit Baujahr 1961 hat sich die PKSH entschlossen, eine Totalsanierung durchzuführen.
Den 42 Mieterinnen und Mietern wurde gekündigt, weil die Grundrisse der Wohnungen verändert und der Innenausbau neu gemacht wurde. Anstelle einer Ölheizung liefert jetzt eine Wärmepumpe die Energie, die Gebäude wurden gedämmt, auf dem Dach ist jetzt eine Fotovoltaikanlage. Das hat seinen Preis: Von 11,4 Millionen Franken Investitionskosten entfallen 2 Millionen für Nachhaltigkeit
Zielrendite muss erreicht werden
In diesem Fall geht die Rechnung für die PKSH auf. «Wir haben unsere Zielrendite oder Mindestrendite von drei Prozent knapp erreichen können. Wir liegen aber tiefer als die über vier Prozent vorher. Wir sind jetzt bei 3.2 Prozent», sagt Geschäftsführer Oliver Diethelm.
Bei einer anderen Liegenschaft hat die PKSH die Erneuerung hingegen zurückgestellt, obwohl die Liegenschaft mit Baujahr 1981 sanierungsbedürftig wäre. «Wir sind dann auf so hohe Kosten gekommen, dass wir unsere Mindestrendite von drei Prozent unterschritten hätten», sagt Oliver Diethelm.
Rendite versus Klima: Die mehr als 1000 Pensionskassen haben einen grossen Einfluss auf die Schweizer Klimabilanz.