Die allererste Schulstunde der neuen KV-Lehre für Banker an der Wirtschaftsschule KV Zürich: 24 Lernende haben ihr Notebook vor sich. Der Mathematiklehrer führt sie in die Computerprogramme ein, die sie im Unterricht anwenden werden. Das digitale Lernen ist aber nur eine Neuerung.
Während sie in einer normalen Lehre über drei Jahre zwei Tage pro Woche zur Schule gehen und die restlichen Tage im Betrieb sind, ist es hier so, dass sie im ersten Jahr fünf Tage in der Schule sind.
Die wichtigste Änderung sei das erste Lehrjahr, erklärt Patrick Hunn, Projektleiter und Klassenlehrer: «Während sie in einer normalen Lehre über drei Jahre zwei Tage pro Woche zur Schule gehen und die restlichen Tage im Betrieb sind, ist es hier so, dass sie im ersten Jahr fünf Tage in der Schule sind.» Im zweiten und dritten Lehrjahr seien sie dafür mehr im Betrieb.
Für ihn als Lehrer sei es sehr wertvoll, dass er die Schüler am Anfang viel häufiger sehe. Allerdings wird er sich im Unterricht im ersten Schuljahr nie auf die Praxis beziehen können. «Das wird sich ändern, das stimmt», so Hunn.
«Aber wir haben dafür andere Vorteile. Wir können die Verknüpfung zwischen den Fächern viel intensiver machen und wir können auch intensiver im Lehrerteam zusammenarbeiten, als es in einer normalen Lehre der Fall ist.»
Bankarbeit ist anspruchsvoller geworden
Den Anstoss für diesen Lehrgang haben UBS und Credit Suisse gegeben. Dieser auf Schulunterricht fokussierte Einstieg in die Lehre sei sinnvoll, erklärt Sabine Balmer, die Verantwortliche für Nachwuchsförderung bei der CS: «Durch die Digitalisierung und Automatisierung werden die Aufgaben im Betrieb und auch die Inhalte an den Schulen anspruchsvoller.»
Die Anforderungen an die Lernenden aber würden nicht grundsätzlich erhöht, entwarnt Balmer: «Wir müssen sie nur besser auf diese Ansprüche vorbereiten und sie in diese komplexeren Aufgaben besser einschulen.»
Auch Betriebe müssen Rhythmus wechseln
Die Banken und die Schule wollen den neuen Lehrgang genau auswerten. Grundsätzlich sei eine solche Lehre, die am Anfang nur in der Schule stattfinde, auch in anderen Branchen denkbar, meint der Rektor des KV Zürich, Christian Wölfle. «Wenn die Schule einen Rhythmus hat, der weggeht vom bekannten 2-2-2, also zwei Tage Schule pro Woche über drei Jahre, zu einem Rhythmus 5-1-1, dann muss auch der Lehrbetrieb den Rhythmus wechseln.»
Das müsse Hand in Hand passieren, so Wölfle: «Das klingt einfach, ist in der Praxis aber recht komplex.» Die Beteiligten sind jedoch zuversichtlich, dass auf diese erste Pilotklasse für angehende Banker weitere folgen werden.