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Wirtschaft PKZ-Patron Olivier Burger versucht sich im Loslassen

Wenn ein Mann seit 30 Jahren ein Unternehmen prägt, dann kann das Kürzertreten zu seiner vielleicht grössten Aufgabe werden. Olivier Burger hat sich diese bei PKZ vorgenommen. Im Februar wird er den CEO-Posten seines Mode-Unternehmens an eine Frau abgeben. Seine Ansprüche an sie werden hoch sein.

Seit 30 Jahren steht Olivier Burger an der Spitze von PKZ. Er führt damit eines der letzten Schweizer Familien-Unternehmen in der Mode-Branche. Sein Grossvater hatte als Schwiegersohn das Unternehmen von Gründer Paul Kehl übernommen. Seitdem war es, mit kurzen Ausnahmen, stets familiengeführt.

«Ich habe entschieden, dass ich mit 60 Jahren das operative Geschäft an jemand anderen übergebe», sagt Olivier Burger im Interview mit «ECO». Seinen 60. Geburtstag hat er vor wenigen Monaten gefeiert. «Ich kenne sehr viele Leute, die zu spät gemerkt haben, dass sie übergeben sollten, aber ich kenne wenige, die es zu früh gemacht haben.»

Patron alter Schule

Unter Olivier Burgers Ägide fällt der Ausbau des Unternehmens PKZ. 1881 in Winterthur gegründet, stand es lange Zeit rein für Männermode. Olivier Burger lenkte es mit dem Kauf von Feldpausch auch in Richtung der Damen. Er gilt in der Branche als jener, der das gehobene mittlere Segment in der Schweizer Mode-Branche eingeführt hat.

PKZ-Gebäude von aussen, mit Glasfassade.
Legende: Im Frühjahr dieses Jahres eröffnet an der Zürcher Bahnhofstrasse 88: das PKZ-Modehaus für Damen. SRF

Zudem kreierte er Laden-Konzepte wie jenes der jungen Linie Blue Dog. Er belebte den Gründernamen Paul Kehl wieder, indem er daraus ein eigenes Label machte. Und er eröffnete das Burger-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse, das auf das obere Segment setzte.

In diesem Jahr erfolgte das Zusammenstreichen: Feldpausch, Burger und Blue Dog gibt es nicht mehr als eigene Läden. Die Konzernleitung setzt nun vorrangig auf den Namen PKZ: Modehäuser heissen PKZ Women oder PKZ Men, der Online-Shop PKZ.ch. Einzig das Designlabel darf sich weiterhin Paul Kehl nennen.

Keine Rede, dass ich mich ganz zurückziehe

Das Loslassen wird Olivier Burger nicht leicht fallen. Er hat nicht nur den CEO-Posten inne, sondern auch jenen des Verwaltungsrats-Präsidenten. Zudem ist er Alleinbesitzer des Unternehmens. Olivier Burger gilt als Patron alter Schule: Er fühlt sich verantwortlich für sein Unternehmen. Für Führungskräfte unter ihm ist das nicht nur von Vorteil. «Ätzend» könne er sein, wenn er finde, Dinge müssten geändert werden, sagt Olivier Burger über sich selbst. Und seine Mitarbeiter bestätigen: Langsam sein oder Anliegen missachten sei bei einem Olivier Burger wenig zielführend .

PKZ und Olivier Burger

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PKZ-Gebäude von aussen
Legende: SRF

Olivier Burger ist 1984 in das Unternehmen PKZ eingetreten und führt es seit 1987. Seit 1993 präsidiert er den Verwaltungsrat, seit 2005 ist er Alleineigentümer. Heute erwirtschaftet PKZ 200 Mio. Franken Umsatz pro Jahr und ist Arbeitgeber für 550 Personen.

«Es wird für mich anspruchsvoll sein, mich aus dem täglichen Geschäft herauszuhalten und das Team auf dem Spielfeld der Unternehmensleitung wirklich selbst spielen zu lassen», sagt Olivier Burger.

Er wird Besitzer und Präsident des Unternehmens bleiben – ein «aktiver» Verwaltungsrats-Präsident, wie er angekündigt hat. «Es ist keine Rede, dass ich mich ganz zurückziehe», so Burger. «Ich habe viel zu viele Jobs gleichzeitig gemacht. Man muss aufpassen, dass eine Unternehmung unserer Grössenordnung nicht zu sehr auf eine Person konzentriert ist.»

Die Ansprüche an seine Nachfolge formuliert er als hoch. Sie gelten Manuela Beer. Die 44-Jährige kommt von der Konkurrenz: von Globus. Sie ist bereits jetzt bei PKZ tätig und wird den Chefposten im Februar 2015 übernehmen. Zu ihrer Aufgabe will sie sich vor ihrem Antritt nicht äussern. Eines sollte sie in jedem Fall vermeiden: Olivier Burgers Vertrauen zu missbrauchen. Denn an dieser Stelle kennt er kein Pardon: «Wenn jemand nicht ehrlich ist, dann muss er gehen. Ganz einfach.»

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