Bei der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) stehen die Zeichen weiter auf Sturm. Redaktion und Geschäftsleitung haben sich am Montag getroffen, um eine Lösung beim Konflikt um den geplanten Stellenabbau zu finden.
Die Geschäftsleitung will die Stellen rasch abbauen, um schnell Kosten zu senken. Bis zu 40 der 150 Vollzeitstellen sollen gestrichen werden. Die Redaktion will mehr Zeit – das ist ihre Hauptforderung.
Die Hauptforderungen der Redaktion wurden nicht erfüllt.
Doch eine Lösung sei keine gefunden worden, sagt Sebastian Gänger, Redaktor und Sprecher der SDA-Redaktion:
«Die Hauptforderungen der Redaktion wurden nicht erfüllt. Die meisten Kündigungen werden weiterhin im Januar durchgezogen und deshalb können wir mit den Ergebnissen dieser Konsultation überhaupt nicht zufrieden sein.»
Jeder Monat, der ins Land zieht, kostet uns fast zwei Millionen mehr an wachsenden Verlusten.
Markus Schwab, Geschäftsführer der SDA, erklärt, warum die Geschäftsleitung nicht auf die Forderung habe eingehen könne:
«Jeder Monat, der ins Land zieht, kostet uns fast zwei Millionen mehr an wachsenden Verlusten. Deshalb können wir auf die Hauptforderung nicht eintreten. Hingegen hat es bei dem zeitlichen Aspekt das ein oder andere, was wir sicher noch anschauen können.»
Nun droht der Warnstreik
Weil sich Redaktion und Geschäftsleitung nicht einig geworden sind, will die Redaktion nun ihre Drohung wahrmachen, wie Redaktionssprecher Sebastian Gänger sagt:
«Stufe 1 wird gezündet. Das war ein einstimmiger Entscheid vom letzten Dienstag und diese Stufe wird in den kommenden Tagen gezündet.»
Diese Stufe 1 bedeutet einen Warnstreik der 180-köpfigen Redaktion. Genaueres will der Redaktionsvertreter nicht bekannt geben. Damit eskaliert der Streit zwischen Redaktion und Geschäftsführung.
Die Kunden der SDA sind auch ihre Besitzer
Um zu verstehen, warum es zum Konflikt gekommen ist, muss man etwas zurückblenden:
Die Krise der SDA ist eigentlich eine Krise der Zeitungen: Bisher richtete sich der Tarif der Nachrichtenagentur nach der Auflage der Zeitungen: Das heisst, je mehr Leser eine Zeitung hatte, desto mehr musste sie für die Nachrichtenmeldungen der SDA bezahlen.
Weil die Zeitungen aber seit Jahren konstant Leser verlieren, hatte das zur Folge, dass die SDA Jahr für Jahr weniger verdiente. Diese Verluste wollte sie auffangen und schlug den Zeitungen ein neues Tarifmodell vor, das auch die Onlinenutzung berücksichtigen sollte.
Das Problem der SDA ist aber, dass ihre Kunden auch ihre Besitzer sind. Denn die Schweizer Zeitungsverlage hatten die Agentur Ende des 19. Jahrhunderts gegründet, um nicht länger von ausländischen Nachrichtenagenturen abhängig zu sein. Weil also die Kunden auch die Besitzer sind, bewilligten sie der SDA keine höheren Tarife.
Im Gegenteil: Die Zeitungen setzten sogar durch, dass die SDA ihnen für dieses Jahr einen Rabatt von 10 Prozent gewährt. Doch damit droht der Nachrichtenagentur Ende Jahr ein Verlust von mehr als 4 Millionen Franken. Die Krise der Zeitungen ist also zur Krise der sda geworden.
Die SDA ist zentral für die Versorgung der Schweiz mit Nachrichten.
Für Manuel Puppis, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Universität Freiburg, haben die Probleme der SDA eine grössere Dimension. Denn die Agentur liefert die Grundversorgung im Schweizer Mediensystem: Praktisch alle Zeitungen, Onlineportale, Radio- und Fernsehsender beziehen die Meldungen der Nachrichtenagentur.
«Die SDA ist zentral für die Versorgung der Schweiz mit Nachrichten und sie ist zentral für Medien, die sonst schon zu wenig Geld haben, um wirklich journalistische Leistungen zu erbringen.»