- Postauto hat in letzter Minute einen Gerichtsprozess in Frankreich verhindert.
- Wie die Post heute mitteilt, bezahlt ihre französische Tochter – Carpostal France – 6,2 Millionen Euro an drei Konkurrenten aus der Region Lyon.
- Hintergrund ist ein Gerichtsverfahren wegen unlauteren Wettbewerbs, das die drei Konkurrenten gegen Carpostal France eingeleitet haben.
- In erster Instanz hatten die drei Kläger Recht erhalten – Carpostal France wurde zu rund 11 Millionen Franken Schadenersatz verurteilt.
- Am Mittwoch hätte die Anhörung in zweiter Instanz begonnen.
Seit vierzehn Jahren ist die Schweizerische Post in Frankreich mit Carpostal France aktiv, einem Tochterunternehmen von Postauto Schweiz. Das Ausland-Engagement des gelben Riesen ist wirtschaftlich alles andere erfolgreich.
Carpostal schuldete Ende 2016 der Post 57 Millionen Euro
Ende 2016 schuldetet Carpostal France der Schweizerischen Post 57 Millionen Euro – der Grossteil davon innerhalb eines Jahres fällig. Das geht aus offiziellen Geschäftsunterlagen hervor, die «ECO» vorliegen.
Ausserdem hat die Post auf Forderungen von 25 Millionen Euro verzichtet, die Carpostal der Post schuldete und deren Bezahlung das Überleben der französischen Tochter stark gefährdet hätte.
Offerten mit Preisen unter Selbstkosten
Dies geht aus einem Gutachten hervor, das die drei Konkurrenten von Carpostal in Auftrag gegeben haben. Und: Das sind zumindest starke Indizien dafür, dass ein Teil der in der Schweiz illegal erschlichenen Millionen-Gewinne nach Frankreich geflossen ist.
Die drei Konkurrenten werfen Carpostal France denn auch rechtswidrige Staatssubventionierung durch das Mutterhaus vor, das heisst der Schweizerischen Post.
Carpostal France habe viele von der öffentlichen Hand ausgeschriebenen Buslinien nur dank Dumping-Angeboten erhalten. Teilweise mit Offerten, die 30 Prozent unter den Selbstkosten lagen.
Post prüft Verkauf von Postauto in Frankreich
Die Busunternehmer werfen Carpostal France vor, erst mit Preisen unter Selbstkosten Marktanteile ergattert zu haben, um dann die Verluste mit Subventionen auszugleichen, die vom Mutterhaus in der Schweiz stammen.
Einer der Busunternehmer sagte zu «ECO»: «Im Unterschied zu Postauto gleichen wir Verluste mit eigenem Geld aus, nicht mit dem der Steuerzahler.»
Die Post sagt dazu: «Die (interne) Untersuchung zeigt, dass eine Finanzierung über verdeckte Gewinnausschüttungen zu Carpostal France nicht auszuschliessen ist. Das wäre unzulässig und inakzeptabel.» Nun scheint die Post zumindest in Teilen anzuerkennen, dass nicht alles korrekt gelaufen ist. Nach Veröffentlichung des internen Untersuchungsberichts zu Postauto kündigte Post-Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller an, den Verkauf von Postauto in Frankreich zu prüfen.
Zum Vergleich schreibt die Post: «Damit werden die Interessen aller beteiligten Unternehmen gewahrt, und es wird ihnen ermöglicht, sich in einem beruhigten Umfeld wieder auf ihr Tagesgeschäft zu konzentrieren.»