Bald beginnt in der Schweiz die Saison der Openairs und Festivals. Damit rücken auch die Abfallberge wieder in den Fokus: Nach jedem Anlass bleiben Hunderte von Tonnen Abfall auf den jeweiligen Festivalgeländen liegen. Darunter befinden sich immer mehr Einwegzelte aus Kunststoff.
Zwei Schweizer Festivals wollen diesen nun mit Kartonzelten den Garaus machen: das Greenfield Festival in Interlaken und das Burning-Mountain-Festival in Zernez. Sie bieten zum ersten Mal Zelte aus Karton an. Die sogenannten Kartents können zusammen mit den Tickets gebucht werden.
Sie kosten um die 90 Franken, sind wasserdicht und gross genug für zwei Personen. «Fakt ist, dass viele Zelte nach dem Festival liegenbleiben», sagt Greenfield-Festival-Chefin Iris Huggler. Mit den Kartents könne man einen Beitrag dagegen leisten, «weil diese Zelte wieder abgebaut und auch zu 100 Prozent recycelt werden». Produziert, aufgestellt, abgebaut und rezykliert werden die Kartonzelte von der jungen, holländischen Firma Kartent.
Sie macht aus den gebrauchten Kartonzelten neue Kartonprodukte, darunter Lampen, Stühle oder auch Tische. Bereits rund 100 Openairs weltweit beliefern die Niederländer. Bisher wurden rund 50'000 der Zelte verkauft. In der Schweiz kommen die Kartonzelte diesen Sommer erstmals zum Einsatz.
Das Beste wäre, die Festivalbesucher würden ihre eigenen Zelte mitbringen und wieder nachhause nehmen.
Kartent wirbt damit, dass die Produktion eines Kartonzeltes nur halb so viel C02 ausstosse wie die Produktion eines Zeltes aus Kunststoff. Laut der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt ist es jedoch schwierig, die Ökobilanzen von Karton und Kunststoff generell zu vergleichen.
«Ich frage mich, ob mit den Kartonzelten das richtige Zeichen gesetzt wird – auch wenn sie rezykliert werden», sagt Umweltökonomin Barbara Dubach. Und sie gibt zu bedenken: «Das Beste wäre eigentlich, die Festivalbesucher würden ihre eigenen Zelte mitbringen und wieder nachhause nehmen.»
An einigen Schweizer Festivals versucht man die Gäste mit einem Depot von 20 Franken dazu zu bringen, ihre eigenen Zelte wieder mitzunehmen. Aber auch mit Depot bleiben noch zu viele Zelte als Müll zurück. Ob die Kartonzelte tatsächlich eine Trendwende bringen, muss sich also erst noch weisen.