Darum wurde die Studie gemacht: Viele private Medienhäuser stehen unter Spardruck. Die Abo- und Werbeeinnahmen gehen zurück. Öffentliche Medien, auch die Angebote der SRG, zu der dieses Online-Portal gehört, sind dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden die privaten Medienhäuser bedrängen und stark konkurrieren. Es ist ein Argument in der Debatte rund um die sogenannte Halbierungsinitiative, die die Gebührengelder für die SRG kürzen will. In dieser politisch aufgeladenen Stimmung hat das Forschungszentrum für Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (Fög) die sogenannte «Crowding-out»-These für die Deutschschweiz und die Romandie empirisch überprüft. Es handelt sich um eine Vertiefungsstudie im regelmässig erscheinenden Jahrbuch zur Qualität der Schweizer Medien.
Das sagt die Studie über die Konkurrenz zwischen Privaten und SRG: Die SRG konkurriere die privaten Medien im Nachrichtenbereich nicht. Es sei sogar umgekehrt, heisst es in der Studie: SRG-Nutzerinnen und -Nutzer konsumieren nicht nur Pendler- und Boulevardmedien häufiger. Sie nutzen auch bezahlpflichtige Abonnementmedien signifikant häufiger als Personen, die die SRG-Angebote nicht beachten. Das gilt auch im Online-Bereich. «Diese Ergebnisse unterstreichen, dass die Nutzung öffentlicher Medien die Nutzung privater Nachrichtenangebote ergänzt und nicht ersetzt», sagt Mark Eisenegger, Direktor des Fög. Nur knapp vier Prozent der Befragten nutzt ausschliesslich die Online-Angebote der SRG. Die Autoren finden keinen Hinweis darauf, dass die Nutzung von SRG-Angeboten die Zahlungsbereitschaft für private journalistische Inhalte schmälert. «Ob für Onlinenachrichten bezahlt wird oder nicht, hängt mit den Einstellungen und soziodemografischen Merkmalen der Befragten zusammen», so Eisenegger. Jüngere Männer und jüngere Menschen bezahlen demnach eher für ein digitales Nachrichtenangebot. Zudem sind es Personen, die sich stark für Nachrichten und Politik interessieren.
So sehen es die Verleger: Die Branchenorganisation der privaten Verleger (Verband Schweizer Medien) kritisiert die Studie. Die Frage, ob Nutzerinnen und Nutzer das Angebot der privaten Medien intensiver nutzen würden, wenn es kein Online-Angebot der SRG gäbe, werde nicht beantwortet. Marktstudien in Deutschland und Österreich hätten diese Frage untersucht und kämen zum Schluss, dass Konkurrenz bestehe. Die Verleger bleiben bei der politischen Forderung, wonach die SRG bei ihrem Online-Angebot eingeschränkt werden müsse.
Die Fög-Studie im Detail
Das empfehlen die Studienautoren den Medien: Die Autoren empfehlen ein Miteinander. «Unsere Analyse legt nahe, dass öffentliche und private Medien gemeinsam an Lösungen arbeiten sollten, statt einander zu bekämpfen, denn ein Grossteil der Probleme liegt an den Umwälzungen, die die grossen Techplattformen verursachen», heisst es. Konkret: Werbegelder wandern ab zu Google und Co. Hierfür bräuchte es Massnahmen. Eine Idee, die derzeit politisch diskutiert wird, ist das sogenannte Leistungsschutzrecht, bei dem die Techfirmen die Medien finanziell abgelten sollen, weil sie journalistische Inhalte auf ihren Seiten verwenden.