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Raiffeisen: Finma kritisiert Verwaltungsrat
Aus Rendez-vous vom 14.06.2018. Bild: Keystone
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Raiffeisen-Affäre Dass die Finma solch klare Worte wählt, ist ungewöhnlich

Der Kontrast hätte nicht grösser sein können: Erst gestern liess der ehemalige Raiffeisen-Konzernchef Pierin Vincenz nach 106-tägiger Untersuchungshaft per PR-Agentur verlauten, dass er unschuldig sei. Manche Medien zeichneten das Bild eines Bankers, der es nun mit der ungerechten Justiz aufnimmt.

Heute nun die beissend scharfe Medienmitteilung der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, die der Raiffeisen schon im Titel «schwerwiegende Mängel» bei der Unternehmensführung zu Zeiten von Pierin Vincenz vorwirft und eine ganze Reihe von Verbesserungen verlangt.

Verwaltungsrat als Abnickergremium

Dass die Finma solch klare Worte wählt, ist ungewöhnlich. Sie tut dies nur, wenn ihrer Ansicht nach vieles schief läuft oder schief gelaufen ist. In ihrem detailreichen Bericht beschreibt die Finma eine Bank, in welcher der ehemalige Chef das absolute Sagen hatte und das eigentliche Kontrollorgan, der Verwaltungsrat, zum Abnickergremium verkam.

Als es beispielsweise um den Verkauf einer Raiffeisen-Beteiligung an Pierin Vincenz selber ging, trug dieser das Geschäft gleich selber vor. Relevante Teile des dazugehörenden Protokolls wurden geschwärzt. Und der Verwaltungsrat überwachte den weiteren Verkaufsprozess nur mangelhaft. Es gab keinen schriftlichen Kaufvertrag und man traf auf keine vorgängige Abklärung, ob der Verkaufspreis an Vincenz angemessen war.

Ob der ehemalige Chef und Medienliebling Pierin Vincenz auch im juristischen Sinne gegen Recht und Gesetz verstossen hat, wird ein Gericht entscheiden müssen. Man wird freilich den Eindruck nicht los, dass er seine Kompetenzen ziemlich ausgereizt hat – und für die Finma damit zu weit gegangen ist.

Zufall oder nicht: Am Samstag findet in Lugano die Generalversammlung der Raiffeisen-Genossenschafter statt. Der Finma-Bericht wird dort zweifellos Thema sein. Wie Medien berichten, versucht der Verwaltungsrat alles, um eine Debatte abzuwürgen. Ob das ein gutes Signal ist, ist fraglich.

Massimo Agostinis

Wirtschaftsredaktor, SRF

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Der ehemalige Korrespondent in Italien arbeitet seit 2015 in der Wirtschaftsredaktion von Radio SRF.

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