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Reisen in die USA unter Druck «Swiss people» meiden Nordamerika vermehrt – Zukunft ungewiss

Wer gebucht hat, geht meist, doch die Reisebranche ist verunsichert. Günstigere Angebote und Dollarkurs sollen locken.

Die USA seien weiterhin ein beliebtes Reiseziel, stellt etwa die Fluggesellschaft Swiss fest. Mit Blick auf die am Dienstag präsentierten Geschäftszahlen spricht Finanzchef Dennis Weber von einer «sehr starken Entwicklung» auf den Strecken von und nach Nordamerika.

Auch im zweiten Quartal erwartet Weber ein solides Resultat ziemlich genau auf dem Niveau des Vorjahres, das für die Swiss sehr erfolgreich ausgefallen war. Die vergleichsweise stabile Situation lässt sich unter anderem damit erklären, dass viele ihre Reisen schon vor Monaten gebucht haben und daran festhalten.

Diejenigen, die die USA gebucht haben, reisen im Sommer.
Autor: André Lüthi CEO Globetrotter

Das beobachtet beispielsweise Globetrotter-Chef André Lüthi. Die langen Reisen für Familien und Ehepaare seien bereits in der Zeit von Oktober bis Januar gebucht worden. Denn die Kapazitäten für Mietwagen und Camper seien im Sommer in den USA sehr beschränkt: «Wir registrieren von dieser Kundschaft keine Annullationen. Diejenigen, die die USA gebucht haben, reisen im Sommer.»

Swiss: «Bremsspuren»

Es bleibt allerdings die grosse Frage in der Reisebranche, wie es weitergeht. Denn in den vergangenen Wochen hat die US-Regierung für viel Wirbel gesorgt, was sich in weniger Neubuchungen niederschlagen könnte.

Wir sind weit entfernt von einer Krise.
Autor: Dennis Weber Finanzchef Swiss

Swiss-Finanzchef Weber räumt ein, dass es in der Nachfrage aus der Schweiz und angrenzenden Märkten «ein paar Bremsspuren» in Richtung USA für Sommer und Herbst gegeben habe: «Aber wir sind weit entfernt von einer Krise.»

Hotelplan: Zollankündigungen verstärkten Rückgang

Diese Beobachtung deckt sich mit den Erfahrungen des Reisekonzerns Hotelplan, wo die Buchungen für die USA zuletzt zurückgingen. Die Gründe seien aber nicht ganz klar, sagt Mediensprecherin Viviane Widmer. Denn insbesondere in den Hauptregionen rund um die Nationalparks in Kalifornien, aber auch in Florida, New York oder Hawaii seien die Preise für Hotels und Aktivitäten stark gestiegen.

Für das dritte Quartal sind die Buchungen für die USA eingebrochen.
Autor: André Lüthli CEO Globetrotter

Die Preissensibilität der Kundschaft sei dadurch gestiegen, so Widmer. «Doch seit den Zollankündigungen Trumps Anfang April stellen wir einen nochmals stärkeren Rückgang fest.» Ähnlich bei Globetrotter. Für das dritte Quartal sind die Buchungen für die USA eingebrochen», sagt Lüthi. Er geht aber von einem generell kurzfristigen Buchungstrend aus, weil viele auch noch wegen der geopolitischen Lage abwarteten.

Tiefere Flugpreise – schwächerer Dollar

Ein Indiz für ein geringeres Interesse an Reisen in die USA: Die Fluggesellschaften haben begonnen, die Preise punktuell zu senken. Reisen in die USA werden damit günstiger. Swiss-Finanzchef Weber bestätigt. Die letzten Wochen hätten gezeigt, dass sehr attraktive Preise die Nachfrage entsprechend ankurbelten: «Diesen Hebel werden wir in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin ziehen.»

Flughafen
Legende: Die Fluggesellschaft Swiss will in der nächsten Zeit auch über den Preis Unentschlossene und Verunsicherte für eine Reise in die USA erwärmen. Keystone / Christian Beutler

Aber nicht nur die Flüge werden wieder günstiger, sondern generell Aktivitäten, Eintritte oder Mietwagen in den USA. Das hat mit dem Zollstreit zu tun, den Trump anfangs Monat ausgelöst hat. Seither ist der Dollar massiv schwächer geworden – etwa gegenüber dem Schweizer Franken.

Für Schweizer Touristinnen und Touristen sind das gute Nachrichten: Ferien in den USA sind nun plötzlich billiger als noch vor ein paar Monaten. Deshalb könnte es durchaus sein, dass es sie trotz aller Unsicherheit auch dieses Jahr in die amerikanischen Grossstädte oder mit dem Camper zu den Bisons in die Nationalparks zieht.

Echo der Zeit, 29.4.2025, 18:00 Uhr; sten

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