- Die Fluggesellschaft Air India bestellt bei Airbus und Boeing auf einen Schlag 470 neue Passagierjets.
- Indien will mit dem Ausbau der Flotte zum internationalen Flugdrehkreuz werden und Anteile von Emirates und Qatar Airways zurückgewinnen.
- Die bisher grösste Flugzeugbestellung datiert von 2011, als American Airlines in einem Mal 460 Flugzeuge bestellte.
Der weltgrösste Flugzeughersteller Airbus aus Europa soll Indien 210 Maschinen aus der Mittelstreckenjet-Familie A320neo sowie 40 Grossraumjets vom Typ A350 liefern, wie die Tata Group als Mutterkonzern von Air India und die beiden Hersteller mitteilen.
Das Geschäft mit dem angeschlagenen US-Rivalen Boeing umfasst 190 Exemplare des Mittelstreckenjets 737 Max, 20 Langstreckenjets vom Typ 787 «Dreamliner» und 10 Grossraummaschinen in der modernisierten Variante 777X. Die Entwicklung und Produktion der 777X hängt bei Boeing jedoch derzeit in der Warteschleife.
Airbus betont Bestellung von Grossraumflugzeugen
Airbus-Verkaufschef Christian Scherer zeigte sich vor allem glücklich, dass sich Air India für den Grossraumjet A350 entschieden hat: «Bei den Mittelstreckenjets haben wir einen sehr grossen Marktanteil in Indien, aber bisher nicht bei Grossraumflugzeugen.»
Air India erhalte zunächst sechs Maschinen in der Standardversion A350-900, die wegen der internationalen Sanktionen nicht an die russische Aeroflot ausgeliefert werden. Die Auslieferung der A350 soll noch in diesem Jahr anlaufen. Bei den restlichen 34 Maschinen handle es sich um die Langversion A350-1000 – das grösste Modell von Airbus seit dem Produktionsende für die doppelstöckige A380 und das «Flaggschiff der künftigen Air India», so Scherer.
Bei den kleineren Jets hat sich die indische Fluglinie für 140 Exemplare in der Standardversion A320neo und 70 Maschinen in der Langversion A321neo entschieden. Gebaut werden die Jets in den Airbus-Werken in Hamburg und Toulouse, ein paar möglicherweise auch im chinesischen Werk in Tianjin.
Indien: neues Drehkreuz
Das Airbus-Management geht davon aus, dass der Grossauftrag nur der Auftakt vieler weiterer Bestellungen aus Indien sein wird. Wenn die Mittelschicht des Landes in den kommenden Jahren ähnlich stark wachse und auf Flugreisen gehe wie in China, werde das Land in den nächsten 20 Jahren 2500 oder 3000 neue Flugzeuge brauchen.
«Die Zeit ist reif, um Indien zu einem internationalen Drehkreuz zu machen», sagte Airbus-Chef Guillaume Faury. Air India will Fluggäste von den arabischen Fluggesellschaften Emirates und Qatar Airways zurückgewinnen. Diese befördern seit Jahren Passagiere aus Indien in die USA und nach Europa – über ihre Drehkreuze Dubai und Doha.
Tata: Kaufrechte für weitere Jets
Tata-Chef Natarajan Chandrasekaran hat für weiteres Wachstum vorgebaut. Bei Boeing sicherte er Air India Kaufrechte über weitere 50 Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max und weitere 20 «Dreamliner». Auch bei Airbus habe sich Air India Optionen für eine deutliche Ausweitung der jetzigen Bestellung gesichert.
Airbus bestätigte die Existenz solcher Kaufrechte, wollte aber keine konkreten Zahlen nennen. Airbus gebe Optionen ungern her, zumal die Produktion der A320neo über Jahre hinweg ausgebucht sei.
Wer heute einen Mittelstreckenjet aus der Modellfamilie Airbus A320neo bestelle, müsse bis 2029 auf die Auslieferung warten. Air India soll dennoch eine Handvoll Jets etwas früher erhalten.