Gespenstisch war es während der Pandemie an den Flughäfen. Nur wer musste und konnte, stieg mit Gesichtsmaske in ein Flugzeug – zum Plausch flogen wenige. Davon ist heute nicht mehr viel zu spüren. Das Flugvolumen hat nahezu das Vor-Pandemie-Niveau erreicht – und die Airlines, die Corona überlebt haben, scheinen sich von diesem Schock grossmehrheitlich erholt zu haben.
So auch die Swiss, die Fluggesellschaft unter dem Dach des deutschen Lufthansa-Konzerns. Sie kann heute ein Rekordergebnis vermelden. 718.5 Millionen Franken Gewinn hat die Airline eingeflogen. Hohe Ticketpreise und das Kostenmanagement halfen. Das freut die Konzernzentrale. Die Schweizer Airline-Tochter ist damit einmal mehr die beste Gewinnlieferantin innerhalb des Lufthansa-Konzerns.
Für das helvetische Selbstverständnis ist es schwierig
Ein wenig davon bleibt auch in der Schweiz hängen – via Steuersubstrat in Zug. Dort ist der Schweizer Arm der Lufthansa über die Firma Air Trust angesiedelt, sie besitzt 100 Prozent an der Swiss und der Schwestergesellschaft Edelweiss. Und natürlich ist die Swiss darüber hinaus mit all ihren Arbeitsplätzen und Zulieferfirmen ein gewichtiger volkswirtschaftlicher Faktor für die Schweiz.
Doch für das helvetische Selbstverständnis ist es immer wieder schwierig, dass so viel Geld nach Deutschland fliesst. Entsprechend dringt der Unmut über das Rekordergebnis bereits aus diversen Kommentarspalten.
Erinnerungen an Corona werden wach
Verständlich, denn: Auch die Erinnerungen bleiben wach, als während der Coronapandemie viele Kunden auf die Rückerstattung ihres Geldes für bereits gebuchte und dann gestrichene Flüge warteten. Oder wie der Bund Ende April 2020 der Lufthansa und ihrer Schweizer Tochter zur Seite stand und zusammen mit Banken einen Milliardenkredit bereitstellte, um die Airline in dieser schwierigen Zeit mit ungewissem Ausgang in der Luft zu halten.
Oder wie die Airline im Hüst- und Hott-Modus mit ihrem Personal umsprang, zu viel abbaute, nachher gleich wieder einstellen musste und weiterhin kaum nachkommt, die Kapazitäten jederzeit bereitzustellen.
Der Premium-Anspruch und die Probleme
Heute beschäftigen die Swiss bereits neue Probleme. Etwa mit den Maschinen des Typs Airbus 320, bei denen wegen Triebwerkproblemen Reparaturen und Wartungsarbeiten anstehen. Deshalb muss die Swiss mehr Kapazitäten bei Helvetic und Air Baltic einkaufen, um die Flugpläne einhalten zu können. Auch das sorgt für Kritik, denn immerhin wird die Swiss nicht müde, ihren Premium-Anspruch zu betonen.
Und das sorgt dann – verständlicherweise – für Enttäuschung, wenn die Passagiere häufiger in eine Maschine eines Drittanbieters sitzen müssen, wenn sie Swiss gebucht haben. Kommt dazu, dass bei der Swiss bereits wieder ein Führungswechsel ansteht. Dieter Vranckx, erst seit drei Jahren im Amt, macht einen Abflug in die Lufthansa-Konzernzentrale.
All diese Vorkommnisse kratzen am Image der Airline. Dem sollte auch die Lufthansa-Konzernzentrale Beachtung schenken.